Spur der Münstersteine

Der 10. Band der Schriftenreihe des Freiburger Münsterbauvereins erzählt die Geschichte über den Stoff, aus dem das Münster ist. Das Buch dokumentiert, woher das Gestein seit dem Mittelalter bis heute kommt, wie es gewonnen, nach Freiburg transportiert und verbaut wird.

Das Freiburger Münster besteht aus 40.000 Kubikmeter Sandstein. Ein Großteil der Steine stammt noch aus dem Mittelalter von den Steinbrüchen in der Umgebung. Das Bauwerk entstand zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert in den Epochen Spätromanik und Gotik. Insgesamt wurde aus rund 30 verschiedenen Steinbruchrevieren Material zur Baustelle geschafft – einst in Handarbeit mit einfachen Werkzeugen abgetragen und von Ochsenkarren zur Baustelle gezogen.

Nicht jeder Stein hat die Jahrhunderte überstanden, doch der Sandstein aus Tennenbach weist auch nach 800 Jahren nur leichte Witterungsschäden auf. Aktuell wird wieder Buntsandstein von dort am Münster verbaut, neben Neckartäler Hartsandstein aus Eberbach-Gretengrund oder Mittlerer Buntsandstein aus Lahr-Kuhbach.

Das Autorenteam unter der Federführung des Geologen Wolfgang Werner und der Münsterbaumeisterin Anne-Christine Brehm geht in dem Buch »Die Steine für den Münsterbau« auf Entdeckungstour zu den unterschiedlichen Steinbrüchen. Sie berichten über das Entstehen von Sandstein, mittelalterlichen und heutigen Abbauverfahren, Transportwegen und den Versatz des Materials auf der Baustelle. Neben dem Sandstein werden weitere am und im Münster verwendete Gesteinstypen vorgestellt, z.B. Kalksandstein aus Pfaffenweiler, der für Bodenplatten und Grabmale verwendet wurde.

Das Buch wird abgerundet mit drei Wanderungen zu den historischen Steinbrüchen bei Tennenbach, Heimbach und Sexau. So lässt sich die Spur der Steine konkret nachverfolgen.

Buchcover: Die Steine für den Münsterbau
Die Steine für den Münsterbau

Das Autorenteam

  • ANNE-CHRISTINE BREHM, PD Dr., Diplom-Ingenieurin, Architekturhistorikerin, seit Juli 2021 Freiburger Münsterbaumeisterin.
  • BERTRAM JENISCH, Dr. Archäologe, Stellvertretender Fachbereichsleiter Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.
  • WOLFGANG WERNER, Dr., Diplom-Geologe, Leitender Regierungsdirektor i. R., ehemaliger Referatsleiter Landesrohstoffgeologie am Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Regierungspräsidium Freiburg.
  • JENS WITTENBRINK, Dr., Diplom-Geologe, Regierungsdirektor am Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Regierungspräsidium Freiburg
  • UWE ZÄH, staatlich geprüfter Restaurator und Meister im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk, seit 1996 in der Freiburger Münsterbauhütte tätig und seit 2014 Hüttenmeister.
  • STEPHANIE ZUMBRINK, M.A., Kunsthistorikerin, seit 2007 Mitarbeiterin beim Freiburger Münsterbauverein.

Wolfgang Werner / Anne-Christine Brehm / Uwe Zäh /
Jens Wittenbrink / Stephanie Zumbrink mit einem Beitrag von Bertram Jenisch
Freiburger Münster – Die Steine für den Münsterbau
Herkunft – Gewinnung – Verwendung vom Mittelalter bis heute
Schriftenreihe Münsterbauverein, Band 10
248 S., zahlr. Farbabb., Klappenbroschur, 24,90 Euro
ISBN 978-3-7930-5196-1 Rombach Verlag 2022

Dieser Link führt zur Leseprobe und zum Buchcover.

Das Freiburger Münster und seine faszinierende Welt der Wasserspeier – Buchvorstellung im Historischen Kaufhaus in Freiburg

Beim Jahresrückblick des Freiburger Münsterbauvereins präsentierten Heike Mittmann und Claudia Tabori am 4.12.2019 ihr Buch Freiburger Münser – Faszinierende Welt der Wasserspeier. Die skurrilen, fantasievollen Wesen beeindrucken ihre Betrachter seit Jahrhunderten – so auch das anwesende Publikum im gut gefüllten Historischen Kaufhaus am Münsterplatz.

Freiburger Münsterbauverein
v.l.n.r.: Heike Mittmann (Autorin), Claudia Tabori (Autorin), Yvonne Faller (Münsterbaumeisterin), Sven von Ungern-Sternberg (Vorsitzender Freiburger Münsterbauverein), Torang Sinaga (Verlagsleiter Rombach)

Claudia Tabori ist schwindelfrei, denn der Hubsteiger beförderte die Fotografin bis zu 70 Meter am Mauerwerk hinauf. Das war nicht die einzige Herausforderung: Der Korb des Steigers wackelt und lässt sich nicht flexibel auf Licht, Schatten oder Winkel einstellen. Und doch entstanden unter diesen schwierigen Umständen detailreiche Nahaufnahmen, die alle 91 Wasserspeier einmalig in Szene setzen: Affe im Schneidersitz, Nasendreher, Hinternentblößer, Monsterhund oder Zanner – der Akrobat.

Entstehung, Bedeutung und Funktion der Wasserspeier am Freiburger Münster

Heike Mittmann erläutert die Entstehung und Bedeutung der Wasserspeier. Gefertigt aus einem Quarder sind sie zwischen 0,55 m bis 1,60 m groß. Die ältesten entstanden um 1240.

Zunächst haben die Wasserspeier eine praktische Funktion: In den Skulpturen sind Rinnen eingearbeitet, über die das Regenwasser durch die Münder und Mäuler der Figuren abfließt.

Wie lässt sich jedoch die Formenvielfalt der Sandsteinfiguren erklären? Die Historiker geben mehrere Antworten. Schriftlichen Quellen sind nicht überliefert. Eine Vermutung ist, dass die schaurigen Wesen böse Geister vom Münster fernhalten sollten. Nach mittelalterlicher Vorstellung können Dämonen die Gestalt von Tieren annehmen, dies würde die eher harmlosen Tierdarstellungen erklären.

Weitere Deutungen besagen, dass die Wasserspeier der Abschreckung dienten oder menschliche Laster darstellen. So verkörpern etwa die Scheinwasserspeier am Oktogon die sieben Todsünden, wobei Neid und Trägheit nicht erhalten sind. In Unkenntnis dieser symbolischen Deutung wurde wohl die Neuschöpfung des Bildnisses von Münsterbaumeister Friedrich Kempf aus dem Jahr 1921 dort eingereiht. Das amüsierte die Zuhörer – aber wer weiß, vielleicht sind die Wasserspeier ja auch das Ergebnis von Steinmetzlaunen …

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