Bernd Hainmüller erhält für seine Forschungsarbeit »Tod am Schauinsland« den mit 2.500 Euro dotierten zweiten Preis der Auszeichnung für Heimatforschung 2021. Baden-Württemberg verleiht den Landespreis seit 1982 an Bürger, die die Geschichte des Südwestens erkunden.
Hainmüller wird für seine langjährige Aufarbeitung des sogenannten »Engländerunglücks« am Schauinsland im Jahr 1936 gewürdigt. Dabei deckt er auf, dass der Lehrer und Schutzbefohlene einer englischen Schülergruppe, Kenneth Keast, für den Tod von fünf Jungen verantwortlich war. Die Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren starben am 17. April 1936 auf dem Schauinsland an Erschöpfung und Unterkühlung. Lehrer Keast wollte die Wandertour auf keinen Fall abbrechen, obwohl die Gruppe völlig erschöpft war, sie sich mehrfach verlaufen hatte und nicht für den einsetzenden Schneefall ausgerüstet war. Schließlich retteten Bürger aus der Gemeinde Hofsgrund die Schüler – für fünf von ihnen kam jede Hilfe zu spät.
Bernd Hainmüller erzählt, was am 17. April 1936 am Schauinsland wirklich geschah.
Hainmüller recherchierte 20 Jahre in Archiven und erfasste akribisch die Quellenlage, die er mit Bild und Textauszügen anschaulich in seinem Buch »Tod am Schauinsland« wiedergibt. Er beweist auf erschütternde Weise, wie die Tragödie für Nazipropaganda missbraucht und damit auch Kenneth Keast nie zur Rechenschaft gezogen wurde. Denn vor dem Hintergrund der britischen »Appeasement«-Politik und den Bestrebungen Hitler-Deutschlands nach einem Bündnis mit England, hatten weder Großbritannien noch Nazi-Deutschland Interesse an der Aufklärung des Falles von fahrlässiger Tötung.
Die Publikation »Tod am Schauinsland« ist im März 2021 erschienen und Teil der Reihe »Alltag in der Provinz«, die vom Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg herausgegeben wird. Das Buch diente als Grundlage für die Bühnenfassung »Schauinsland« der englischen Autorin Pamela Carter, die die Perspektive der Schüler darstellt. Am 19. Juni 2021 wurde das Stück am Freiburger Theater uraufgeführt.
In England wird man auf den Fall aufmerksam – die Familien der Opfer wollen Aufklärung.
Journalistin Kate Connolly berichtete im Anschluss über die Premiere und das Buch in der britischen Tageszeitung The Guardian. Darin hebt sie Hainmüllers sorgfältige Rekonstruktion der Geschichte hervor und betont, wie wichtig eine Übersetzung ins Englische für die Familien der Opfer und Überlebenden wäre.
Bereits 2015 publizierte Connolly auf Initiative Hainmüllers einen Artikel zu dem Thema, woraufhin sich Angehörige der Opfer bei dem Autor meldeten. Die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende, denn die Vergangenheit ist nicht vergangen.