Zahlreiche Ehemalige und Aktive der deutsch-französisch-schweizerischen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit fanden sich 29.6.2022 im Regierungspräsidium Freiburg zu einer ungewöhnlichen Buchpräsentation ein: Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und Herausgeber Sven von Ungern-Sternberg stellten den vom Rombach Verlag produzierten Beitrag des Landesvereins Badische Heimat zum 70-jährigen Landesjubiläum »Die Rolle Badens in Europa – Badische Außenpolitik von 1945 bis heute« vor.
Mehrere Dutzend Autorenbeiträge von dies- und jenseits der Grenze beleuchten in diesem Sammelband die Entwicklung der politischen, kulturellen und wirtschaftlichen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der letzten Jahrzehnte.
Das Besondere an diesem Buch ist, dass die Autoren Gestalter der Grenzüberschreitenden Zusammenarbeit waren oder noch sind. Persönlichkeiten, die mit Leib und Seele sich für unser Europa am Oberrhein eingesetzt haben und einsetzen.
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer
Wir haben nicht den Anspruch auf einen Platz in der Bestsellerliste, sondern auf eine authentische Dokumentation mit Nachhaltigkeitseffekt: Auch nachfolgende Generationen sollen sich erinnern können, wie überzeugte und überzeugende Akteure aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz die Zusammenarbeit im Lauf der Jahrzehnte weiterentwickelt haben.
Herausgeber Sven von Ungern-Sternberg
Von links nach rechts im Bild: Torang Sinaga, Verlagsleiter; Rémi Bertrand, ehem. Vizepräsident der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass; Sven von Ungern-Sternberg, Landesverein Badische Heimat; Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer; Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg a.D. Erwin Teufel; Hans Martin Tschudi, ehem. Präsident der D-F-CH-Oberrheinkonferenz; Jürgen Oser, ehem. Stabsstellenleiter Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Europa im Regierungspräsidium Freiburg
Wulf Rüskamp legt ein längst überfälliges Buch über den umstrittenen Architekten Joseph Schlippe (1885–1970) vor. Schlippe war von 1925 bis 1951 Leiter des Hochbauamtes in Freiburg. Ohne Karriereknick hat er zwei politische Systemwechsel mitgemacht. Rüskamp geht der Frage nach, inwiefern Schlippes völkisch nationale Gesinnung das Freiburger Stadtbild bestimmte.
„Die Stümperarchitekten haben aus meinen Idealplan
teilweise eine böse Karikatur gemacht …“, schreibt Joseph Schlippe 1957. Der
Architekt war von 1925 bis 1951 Leiter des Hochbauamts in Freiburg und wollte
die Stadt nach deren Bombardierung 1944 mit schlichten, sich unterordnenden,
unauffälligen Bauten mit Einheitsfassaden wiederaufbauen.
Wulf Rüskamp, Historiker und ehemaliger Redakteur der Badischen
Zeitung, sieht in Schlippes Baupolitik den Ausdruck einer völkisch nationalen Überzeugung.
Diese Erkenntnis belegt er in seinem neuen Buch „Fassaden für die
Volksgemeinschaft“ mit Quellenmaterial aus dem Nachlass des umstrittenen
Stadtplaners. Anhand von Entwürfen, Modellen und Gebäuden wie dem Verkehrsamt
am Rotteckring oder dem ehemaligen Kaufhaus Blust in der Kaiser-Joseph-Straße veranschaulicht
das Buch Schlippes Stadtideal.
Rüskamp geht zudem der Frage nach, warum Schlippe trotz belegter Angleichung an die Nationalsozialisten auch nach 1945 bis zu seiner Pensionierung 1951 seine Position im Rathaus weiter ausüben konnte. Diese Tatsache setzt der Autor in Kontext zur vielfach fehlenden Selbstbefragung von Spitzenbeamten in den Nachkriegsjahren, in denen sich nationalsozialistische Denkstrukturen weiter behaupten konnten – und die einer Generation angehörten, deren Weltbild sich aus dem 19. Jahrhundert speiste. Dem zugrunde liegt nach Rüskamps Einschätzung ein „Denken in Dichotomien […] verabsolutierten Definitionen und darin untrennbar eingebettete Werturteile“, aus denen die „Verachtung des Individuellen und des freien Willens“ resultiere. Demnach sollte alles aufgehen „in der naturhaften Gemeinschaft, die vor 1945 ‚Volk‘ hieß, nach 1945 vielfach ‚Abendland‘“.
Wulf Rüskamp: Fassaden für die Volksgemeinschaft. Das Cover zeigt eien Detail aus den 1937 entstandenen Plänen für die Umgestaltung der Fassaden der Kaiser-Joseph-Straße in Freiburg.
Wulf Rüskamp Fassaden für die Volksgemeinschaft Stadtbild und Ideologie: Das Beispiel des Freiburger Stadtplaners Joseph Schlippe 1925 bis 1951 234 S., zahl. Abb., Pb., 34,– Euro ISBN 978-3-7930-9977-2 Rombach Verlag 2022
Wulf Rüskamp, geb. 1953, studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Köln. 1983 wurde er mit einer literatursoziologischen Arbeit zu Lessing promoviert. Von 1988 bis 2019 arbeitete er als Redakteur bei der Badischen Zeitung. Eines seiner Schwerpunktthemen war dabei Architektur und Stadtplanung.
Der 10. Band der Schriftenreihe des Freiburger Münsterbauvereins erzählt die Geschichte über den Stoff, aus dem das Münster ist. Das Buch dokumentiert, woher das Gestein seit dem Mittelalter bis heute kommt, wie es gewonnen, nach Freiburg transportiert und verbaut wird.
Das
Freiburger Münster besteht aus 40.000 Kubikmeter Sandstein. Ein Großteil der
Steine stammt noch aus dem Mittelalter von den Steinbrüchen in der Umgebung. Das
Bauwerk entstand zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert in den Epochen Spätromanik
und Gotik. Insgesamt wurde aus rund 30 verschiedenen Steinbruchrevieren
Material zur Baustelle geschafft – einst in Handarbeit mit einfachen Werkzeugen
abgetragen und von Ochsenkarren zur Baustelle gezogen.
Nicht jeder
Stein hat die Jahrhunderte überstanden, doch der Sandstein aus Tennenbach weist
auch nach 800 Jahren nur leichte Witterungsschäden auf. Aktuell wird wieder
Buntsandstein von dort am Münster verbaut, neben Neckartäler Hartsandstein aus
Eberbach-Gretengrund oder Mittlerer Buntsandstein aus Lahr-Kuhbach.
Das Autorenteam unter der Federführung des Geologen Wolfgang Werner und der Münsterbaumeisterin Anne-Christine Brehm geht in dem Buch »Die Steine für den Münsterbau« auf Entdeckungstour zu den unterschiedlichen Steinbrüchen. Sie berichten über das Entstehen von Sandstein, mittelalterlichen und heutigen Abbauverfahren, Transportwegen und den Versatz des Materials auf der Baustelle. Neben dem Sandstein werden weitere am und im Münster verwendete Gesteinstypen vorgestellt, z.B. Kalksandstein aus Pfaffenweiler, der für Bodenplatten und Grabmale verwendet wurde.
Das Buch wird abgerundet mit drei Wanderungen zu den historischen Steinbrüchen bei Tennenbach, Heimbach und Sexau. So lässt sich die Spur der Steine konkret nachverfolgen.
Die Steine für den Münsterbau
Das Autorenteam
ANNE-CHRISTINE BREHM, PD Dr., Diplom-Ingenieurin, Architekturhistorikerin, seit Juli 2021 Freiburger Münsterbaumeisterin.
BERTRAM JENISCH, Dr. Archäologe, Stellvertretender Fachbereichsleiter Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.
WOLFGANG WERNER, Dr., Diplom-Geologe, Leitender Regierungsdirektor i. R., ehemaliger Referatsleiter Landesrohstoffgeologie am Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Regierungspräsidium Freiburg.
JENS WITTENBRINK, Dr., Diplom-Geologe, Regierungsdirektor am Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Regierungspräsidium Freiburg
UWE ZÄH, staatlich geprüfter Restaurator und Meister im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk, seit 1996 in der Freiburger Münsterbauhütte tätig und seit 2014 Hüttenmeister.
STEPHANIE ZUMBRINK, M.A., Kunsthistorikerin, seit 2007 Mitarbeiterin beim Freiburger Münsterbauverein.
Wolfgang Werner / Anne-Christine Brehm / Uwe Zäh / Jens Wittenbrink / Stephanie Zumbrink mit einem Beitrag von Bertram Jenisch Freiburger Münster – Die Steine für den Münsterbau Herkunft – Gewinnung – Verwendung vom Mittelalter bis heute Schriftenreihe Münsterbauverein, Band 10 248 S., zahlr. Farbabb., Klappenbroschur, 24,90 Euro ISBN 978-3-7930-5196-1 Rombach Verlag 2022
Die Bevölkerung im Breisgau war aufgrund der Frontnähe im Unterschied zur Mehrheit der Deutschen unmittelbar von den Gefechten im Ersten Weltkrieg (1914–1918) betroffen. Was das für die Region und speziell für die Gemeinde Umkirch bedeutete, schildert Historiker Daniel Schneider in seinem neuen Buch»Umkirch und der Breisgau im Ersten Weltkrieg«.
In Umkirch waren die Kampfhandlungen im Oberelsass schmerzlich spürbar: Die Artilleriefeuer waren zu hören, viele fühlten sich von Luftangriffen und dem Einmarsch der Franzosen bedroht, Nachschubkolonnen zur Verpflegung der Frontsoldaten zogen täglich durch den Ort und es gab ein Kriegsgefangenenlager. Hinzu kamen die ohnehin schwerwiegenden Auswirkungen des Krieges wie Versorgungsnot, Trauer und Leid über verwundete und verstorbene Soldaten oder der Mangel an Arbeitskräften. Von den 700 Einwohnern wurden 102 Männer zum Kriegsdienst eingezogen, 21 von ihnen kamen während des Krieges zu Tode. Durch die Einführung der Zwangswirtschaft mussten die Landwirte und die ansässige Mühle Getreide, Kartoffeln, Fleisch, Mehl oder Milch an die Stadtbevölkerung abgeben. Zudem etablierte sich ein Schwarzmarkt, es kam zu „Hamsterfahrten“ von Freiburgern in die umliegenden Dörfer, was für die Landbevölkerung zur Belastung wurde.
Umkirch steht stellvertretend für viele Gemeinden im Breisgau
Daniel Schneider greift für sein Buch auf zahlreiche Quellen zurück und gibt einen fundierten Einblick in die Lebensumstände und die Erfahrungen der Umkircher während des Ersten Weltkrieges und den Anfängen der Weimarer Republik. Die Geschehnisse in Umkirch setzt er in Kontext zu den historischen Entwicklungen in Deutschland und Europa und liefert damit ein Stück Zeitgeschichte. Umkirch steht dabei stellvertretend für viele Gemeinden im Breisgau, in denen sich die Lage ähnlich darstellte.
Daniel Schneider: Umkirch und der Breisgau im Ersten Weltkrieg
Der Autor Daniel Schneider studierte in Freiburg im Breisgau Geschichtswissenschaften, Klassische Archäologie und Öffentliches Recht, ist Magister Artium und Diplom-Archivar (FH) und derzeit Doktorand am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Rechtsgeschichte an der Universität Bayreuth sowie hauptberuflich in einem staatlichen Archiv und nebenamtlich als Leiter des Umkircher Gemeindearchivs tätig.
Daniel Schneider Umkirch und der Breisgau im Ersten Weltkrieg Erfahrungen und Alltag zwischen Monarchie und Demokratie 162 S., zahlr. Abb., Pb., 24 € ISBN 978-3-7930-9976-5 – Rombach Verlag 2022
Wolfgang Weyers, ehemaliger Sportreporter und Dermatologe, ist seit über 20 Jahren in der Jugendarbeit als Trainer und Betreuer beim VfR Merzhausen aktiv. Mit dem Projekt »Kicken und Lesen« engagiert sich der Verein in der Leseförderung, dazu trägt auch das Kinderbuch »Mein erstes Fußballjahr« für Kinder ab 10 Jahren bei. Der Freiburger Benjamin Höllrigl hat den Text illustriert.
Die fiktive Geschichte ist aus der Perspektive eines 10-jährigen Jungen verfasst: Lukas mag Fußball, fast jeden Tag kickt er mit seinen Freunden auf dem Bolzplatz hinter der Schule oder auf der Straße. Sein Freund Marc ist schon im Fußballverein und will Lukas zum Training mitnehmen. Erst traut er sich nicht, weil er schlechter spielt als Marc und auch keine richtigen Kickschuhe hat. Schließlich geht er doch mit und es beginnt sein erstes Fußballjahr in der D-Jugend-Mannschaft mit spannenden Abenteuern, Siegen, Niederlagen, Feiern und vielen neuen Freunden.
Wolfgang Weyers: Mein erstes Fußballjahr
Wolfgang Weyers im SWR Fernsehen
Die SWR-Landesschau sendete am 31.1.2022 einen TV-Spot über das Engagement von Wolfgang Weyers auf dem Kickplatz vom VfR Merzhausen und seine Arbeit als Kinderbuchautor. Hier geht`s zur Sendung, Beitrag läuft ab Minute 20.
SWR Landesschau Baden-Württemberg, Sendung vom 31.1.2022
In vier Bänden erzählt Wolfgang Weyers die Geschichte von Lukas und seinem Freund Marc so lebhaft wie ein Lokalderby auf dem heimischen Rasenplatz des VfR Merzhausen.
Bernd Hainmüller erhält für seine Forschungsarbeit »Tod am Schauinsland« den mit 2.500 Euro dotierten zweiten Preis der Auszeichnung für Heimatforschung 2021. Baden-Württemberg verleiht den Landespreis seit 1982 an Bürger, die die Geschichte des Südwestens erkunden.
Hainmüller wird für seine langjährige Aufarbeitung des sogenannten »Engländerunglücks« am Schauinsland im Jahr 1936 gewürdigt. Dabei deckt er auf, dass der Lehrer und Schutzbefohlene einer englischen Schülergruppe, Kenneth Keast, für den Tod von fünf Jungen verantwortlich war. Die Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren starben am 17. April 1936 auf dem Schauinsland an Erschöpfung und Unterkühlung. Lehrer Keast wollte die Wandertour auf keinen Fall abbrechen, obwohl die Gruppe völlig erschöpft war, sie sich mehrfach verlaufen hatte und nicht für den einsetzenden Schneefall ausgerüstet war. Schließlich retteten Bürger aus der Gemeinde Hofsgrund die Schüler – für fünf von ihnen kam jede Hilfe zu spät.
Bernd Hainmüller erzählt, was am 17. April 1936 am Schauinsland wirklich geschah.
Hainmüller recherchierte 20 Jahre in Archiven und erfasste akribisch die Quellenlage, die er mit Bild und Textauszügen anschaulich in seinem Buch »Tod am Schauinsland« wiedergibt. Er beweist auf erschütternde Weise, wie die Tragödie für Nazipropaganda missbraucht und damit auch Kenneth Keast nie zur Rechenschaft gezogen wurde. Denn vor dem Hintergrund der britischen »Appeasement«-Politik und den Bestrebungen Hitler-Deutschlands nach einem Bündnis mit England, hatten weder Großbritannien noch Nazi-Deutschland Interesse an der Aufklärung des Falles von fahrlässiger Tötung.
Die Publikation »Tod am Schauinsland«ist im März 2021 erschienen und Teil der Reihe »Alltag in der Provinz«, die vom Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg herausgegeben wird. Das Buch diente als Grundlage für die Bühnenfassung »Schauinsland« der englischen Autorin Pamela Carter, die die Perspektive der Schüler darstellt. Am 19. Juni 2021 wurde das Stück am Freiburger Theater uraufgeführt.
In England wird man auf den Fall aufmerksam – die Familien der Opfer wollen Aufklärung.
Journalistin Kate Connolly berichtete im Anschluss über die Premiere und das Buch in der britischen Tageszeitung The Guardian. Darin hebt sie Hainmüllers sorgfältige Rekonstruktion der Geschichte hervor und betont, wie wichtig eine Übersetzung ins Englische für die Familien der Opfer und Überlebenden wäre.
Bereits 2015 publizierte Connolly auf Initiative Hainmüllers einen Artikel zu dem Thema, woraufhin sich Angehörige der Opfer bei dem Autor meldeten. Die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende, denn die Vergangenheit ist nicht vergangen.
Zwei Freiburger, zwei
Leidenschaften, eine Freundschaft: Das sind die Zutaten für »Das Freiburg-Kochbuch«. Kolumnist und Anwalt Hans-Albert Stechl kreiert seit vielen Jahren eigene Rezepte mit
heimischen Lebensmitteln aus der Region Südbaden. 70 davon hat er in dem neuen
Kochbuch versammelt, darunter badische Klassiker wie Arme Ritter oder
Spargelsuppe. Neben Fisch-, Fleisch- und Geflügelgerichten gibt es 25
vegetarische Haupt- und Vorspeisen von Kartoffelküchle bis Sauerkraut-Tarte
sowie Desserts – etwa Erdbeer-Charlotte, gratiniertes Zwetschgenkompott und
Rhabarber mit Ziegenquark.
Zeichner Peter Gaymann würzt jedes Rezept mit einer Prise Humor. Seine Cartoons nehmen Freiburger Eigenheiten aufs Korn. Die Szenerien spielen auf dem Münstermarkt, in der Küche, im Restaurant oder auf der Therapiecouch. Hühner radeln mit Einkaufskörben durch die Stadt, schauen mit Bangen auf die Waage, plantschen im Oberlindenbrunnen oder schwitzen Brühe in der Sauna.
Das Freiburg-Kochbuch ist eine genussvolle Liebeserklärung an die Stadt, verbunden mit der Anregung zu nachhaltigem Essen von Hans-Albert Stechl: »Kauft vor allem das, was hier bei uns in der Saison wächst und gedeiht, unterstützt regionale Märkte, Bauernläden und den Einzelhandel, kocht selbst – und es wird uns allen besser gehen.«
Das Freiburg-Kochbuch mit Cartoons von Peter Gaymann und Rezepeten von Hans-Albert Stechl.
Peter Gaymann / Hans-Albert Stechl Das Freiburg-Kochbuch 192 Seiten, zahlr. Abb. Hardcover mit Fadenheftung und Leseband 29,80 € ISBN 978-3-7930-9971-0 Rombach Verlag 2021
Peter Gaymann, 1950 in Freiburg im Breisgau geboren, gehört zu den erfolgreichsten Cartoonisten in Deutschland. Über 100 Bücher entstanden von und mit ihm, viele davon sind Bestseller. Seine humoristischen Zeichnungen erscheinen in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften.
Hans-Albert Stechl, 1949 in St. Georgen im Schwarzwald geboren, ist Anwalt für Arbeits- und Medienrecht in Freiburg und leidenschaftlicher Hobbykoch. Seit rund zwanzig Jahren veröffentlicht er eine Kochkolumne in der Badischen Zeitung mit Rezepten, die keinen Stress machen und immer gelingen.
Peter Gaymann und Hans-Albert Stechl. Foto: Michael Spiegelhalter
»Wir sind durch tiefen Schnee gestampft, es wurde immer kälter und dunkler, jede Orientierung ging verloren. Es war die Hölle«, so schildert Stanley C. Few, was er und seine 26 Mitschüler auf der Wanderung von Freiburg nach Todtnauberg am 17. April 1936 erleiden mussten. Few überlebte. Fünf Jungen im Alter zwischen 12 und 15 Jahren starben an Erschöpfung und Unterkühlung. Der Lehrer Kenneth Keast wollte die Tour auf keinen Fall abbrechen. Schließlich waren es Bürger aus der Gemeinde Hofsgrund, die den Schülern zu Hilfe kamen.
Wie Nazi-Deutschland das Schicksal der englischen Schüler für ihre Propaganda ausschlachtete
85 Jahre nach dem tödlichen Ereignis erzählt Bernd Hainmüller in »Tod am Schauinsland«, was genau an jenem Tag geschah. 20 Jahre recherchierte er in Archiven und erfasste akribisch die Quellenlage, die er mit Bild und Textauszügen anschaulich wiedergibt. Er beweist dabei auf erschütternde Weise, wie das Schicksal der Schüler für Nazipropaganda missbraucht und Kenneth Keast nie zur Rechenschaft gezogen wurde. Vor dem Hintergrund der britischen »Appeasement«-Politik und den Bestrebungen Hitler-Deutschlands nach einem Bündnis mit England, hatten weder Großbritannien noch Nazi-Deutschland Interesse an der Aufklärung des Falles von fahrlässiger Tötung.
Drei Erinnerungsorte – ein Ereignis
Der Autor klärt zudem auf, warum es drei
Erinnerungsorte gibt: das von den Nazis erbaute monomentale »Engländerdenkmal«
am Schauinsland, den »Eaton-Gedenkstein« und die »Elternplakette« an der Kirche
in Hofsgrund.
AutorBernd Hainmüller, geboren 1948, ist Soziologe, Erziehungswissenschaftler und Grund- und Hauptschullehrer und war bis 2013 Lehrerausbilder am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Offenburg. Er forscht seit vielen Jahren zur Geschichte des Nationalsozialismus in Freiburg, v.a. zur Freiburger Hitlerjugend, der Biographie des Freiburger Oberbürgermeisters Franz Kerber und als Mitarbeiter des Blauen Hauses Breisach über die Deportation badischer Juden nach Gurs.
Bernd Hainmüller Tod am Schauinsland Das „Engländerunglück« am 17. April 1936 und seine Folgen Eine historische Dokumentation 226 S., zahlr. Abb., Pb., 26,– € ISBN 978-3-7930-9973-4 Rombach Verlag 2021 Erscheinungstermin: 7. April 2021
Slavistin Elisabeth Cheauré versammelt in ihrem Sachbuch Das „russische“ Freiburgnahezu sämtliche Ereignisse und Menschen, die Freiburg mit Russland historisch und kulturell verbindet. Das Buch ist ein Beitrag zum 900-jährigen Stadtjubiläum, in der russisches Leben eine lange und vielfältige Tradition hat.
Zum Jahreswechsel 1813/14 war Zar Alexander I. in Freiburg. Die ersten russischen Studenten kamen schon vor dem Zar im 18. Jahrhundert. Russische und deutsche Philosophen begründeten 1909 mit „Logos“ eine internationale Zeitschrift für Philosophie. Die Schriftstellerin Marina Zwetajewa lebte 1904/05 im Mädchenpensionat an der Wallstraße. Maxim Gorki wohnte Anfang der 1920er Jahre in Günterstal. „Freiburg hat mich bezaubert“, schreibt er 1923 in einem Brief. Die Klavier- und Orgelbaufirma Welte verbreitete weltweit russische Musik. Der erste deutsche Passionsfilm unter russischer Regie wurde in Freiburg gedreht. Die Stadt hat einen russischen Chor, russische Kulturtage und hier lebte bis zu ihrem Tod 2010 die Dostojewski-Übersetzerin Swetlana Geier. Cheauré erinnert auch an das schwere Leid der sowjetischen Kriegsgefangen und „Ostarbeiter“ während des Zweiten Weltkrieges.
Das Buch enthält einen Stadtplan von Freiburg mit Legende, die auf die jeweiligen Kapitel verweist, so können die Leserin und der Leser den Spuren russischer Kultur durch Freiburg folgen.
Autorin Elisabeth Cheauré ist Professorin für Slavische Philologie und Gender Studies an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Initiatorin des „Zwetajewa-Zentrums für russische Kultur an der Universität Freiburg e.V.“ und Sprecherin des „Internationalen Graduiertenkollegs Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘ – Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“.
Elisabeth Cheauré Das „russische“ Freiburg Menschen – Orte – Spuren Mit Gastbeiträgen von Marie-Luise Bott, Heiko Haumann Peter Kalchthaler, Natalia Barannikova und Karin Mourik 464 S., zahlr. Abb., Hardcover, 34,– € ISBN 978-3-7930-5188-6
Beim Jahresrückblick des Freiburger Münsterbauvereins präsentierten Heike Mittmann und Claudia Tabori am 4.12.2019 ihr Buch Freiburger Münser – Faszinierende Welt der Wasserspeier. Die skurrilen, fantasievollen Wesen beeindrucken ihre Betrachter seit Jahrhunderten – so auch das anwesende Publikum im gut gefüllten Historischen Kaufhaus am Münsterplatz.
v.l.n.r.: Heike Mittmann (Autorin), Claudia Tabori (Autorin), Yvonne Faller (Münsterbaumeisterin), Sven von Ungern-Sternberg (Vorsitzender Freiburger Münsterbauverein), Torang Sinaga (Verlagsleiter Rombach)
Claudia Tabori ist schwindelfrei, denn der Hubsteiger beförderte die Fotografin bis zu 70 Meter am Mauerwerk hinauf. Das war nicht die einzige Herausforderung: Der Korb des Steigers wackelt und lässt sich nicht flexibel auf Licht, Schatten oder Winkel einstellen. Und doch entstanden unter diesen schwierigen Umständen detailreiche Nahaufnahmen, die alle 91 Wasserspeier einmalig in Szene setzen: Affe im Schneidersitz, Nasendreher, Hinternentblößer, Monsterhund oder Zanner – der Akrobat.
Entstehung, Bedeutung und Funktion der
Wasserspeier am Freiburger Münster
Heike Mittmann erläutert die Entstehung und Bedeutung der Wasserspeier. Gefertigt aus einem Quarder sind sie zwischen 0,55 m bis 1,60 m groß. Die ältesten entstanden um 1240.
Zunächst haben
die Wasserspeier eine praktische Funktion: In den Skulpturen sind Rinnen
eingearbeitet, über die das Regenwasser durch die Münder und Mäuler der Figuren
abfließt.
Wie lässt sich jedoch die Formenvielfalt der Sandsteinfiguren erklären? Die Historiker geben mehrere Antworten. Schriftlichen Quellen sind nicht überliefert. Eine Vermutung ist, dass die schaurigen Wesen böse Geister vom Münster fernhalten sollten. Nach mittelalterlicher Vorstellung können Dämonen die Gestalt von Tieren annehmen, dies würde die eher harmlosen Tierdarstellungen erklären.
Weitere Deutungen besagen, dass die Wasserspeier der Abschreckung dienten oder menschliche Laster darstellen. So verkörpern etwa die Scheinwasserspeier am Oktogon die sieben Todsünden, wobei Neid und Trägheit nicht erhalten sind. In Unkenntnis dieser symbolischen Deutung wurde wohl die Neuschöpfung des Bildnisses von Münsterbaumeister Friedrich Kempf aus dem Jahr 1921 dort eingereiht. Das amüsierte die Zuhörer – aber wer weiß, vielleicht sind die Wasserspeier ja auch das Ergebnis von Steinmetzlaunen …
HIER geht´s zur Leseprobe und weiteren Informationen.
»Hier ist der tausendfache, individuelle Schmerz wiedergegeben, den jeder Teil des Körpers mitmachen muss und erschütternd Anklage führt gegen die Grausamkeit des Todes«, so Kunsthistoriker Alois Schardt über den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Nicht nur er war fasziniert vom Meisterwerk des Malers der Renaissance, wie der von Werner Frick und Günter Schnitzler herausgegebene Sammelband »Isenheimer Altar – Werk und Wirkung« zeigt.
Rezeption des Isenheimer Altars in Kunst, Literatur, Musik und Theologie
Elias Canetti, Lovis Corinth, Otto Dix, Paul Hindemith oder Ricarda Huch ließen sich von Grünewalds Kunstwerk inspirieren. Der Altar aus dem 16. Jahrhundert gilt als eines der Hauptwerke der deutschen Malerei. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfährt er eine stürmische Rezeption in der Bildenden Kunst, in der Literatur, in der Musik und in theologischen Debatten. Das Buch beleuchtet neben dieser Rezeption die Hintergründe der Entstehung des Isenheimer Altars, untersucht seine ikonografischen Besonderheiten und nimmt Matthias Grünewald in den Blick.
Freiburg wächst: Einwohnerzahlen steigen, Touristen strömen, Gebäude schießen aus dem Boden. Die meisten verbinden mit der Universitätsstadt vorwiegend ihren mittelalterlichen Kern. Aber die 900 Jahre alte Stadt hat viel mehr zu bieten. Das neue Buch Freiburg urban von Gisela Graf und Carola Schark zeigt das moderne Gesicht Freiburgs – jenseits von Bächle, Gässle und Münster.
Stadtführer mit Blick auf Freiburgs urbane Architektur
Mit 60 herausragenden Bauwerken verdeutlichen die Autorinnen die Vielfalt der Architektur. Die Bandbreite reicht von der Umgestaltung des Augustinermuseums von Christoph Mäckler über Neubauten wie die Universitätsbibliothek von Heinrich Degelo oder das Rathaus im Stühlinger von Ingenhoven Architects bis hin zum Entwurf des neuen Stadtteils Dietenbach von K9 Architekten.
Stadtentwicklung und innovatiove Wohnprojekte
Es geht aber auch um sozialen und innovativen Wohnungsbau: In Freiburg entstand das Mietshäuser Syndikat, hier gab es die ersten Baugruppen und Wohnbaugenossenschaften – und nicht zuletzt entwickelte sich in Freiburg eine ökologische Bauweise.
Freiburg urban – das Buch für Stadtspaziergänger
Die Kapitel sind nach Stadtteilen geordnet und jeweils mit einer Karte versehen. Das Buch lädt damit zu Streifzügen durch das urbane Freiburg ein.
Literaturwissenschaftler Gerhard Neumann verstarb im Dezember 2017. Sein autobiografisches Buch Selbstversuch erschien posthum. Die Erinnerungen, privaten Briefe und komplexen Gedanken haben für Rezensent Hans-Peter Kunisch etwas vom »Konzept der Bricolage, des modernen Eingeständnisses vom Leben als Bastelei« und erinnern ihn an Derridas Konzept der »Dekonstruktion«. Neumann kreist immer wieder um Paul Celan. Den Dichter lernt er 1967 in Paris kennen. Drei Jahre später kommt es zum Zerwürfnis. Grund war Neumanns Aufsatz Die absolute Metapher, in dem er die Dichtung Celans in Bezug zu derer Mallarmés setze. Neumann erkennt noch einen weiteren Grund für den Bruch: Er habe die Rolle des Zeitzeugen, die Celan ihm im Gedicht Todtnauberg zukommen ließ, nicht erfüllt. Für Kunisch ist die Interpretation, dass Celan »Antisemitismus-Eingeständnisse« von Deutschen erwartete und ein »privater Rächer« sei, eine »Provokation«.
Hier geht`s zur vollständigen Rezension auf zeit.de.
Die Wölfe sind zurück und die Debatten um das geschützte Tier laufen heiß. Einer Wiederkehr geht immer ein Verschwinden voraus: Diese Vorgeschichte beleuchtet der Germanist Alexander Kling in dem Band Unter Wölfen. Anhand von Augenzeugenberichten und Jagdtraktaten sowie Texten der politischen Theorie, der Zoologie und der Literatur zeichnet er die Ausrottung der Wölfe im 17. und 18. Jahrhundert nach. Die Studie zeigt, dass mit der Ausrottung der Wölfe vom 30-jährigen Krieg bis zur Französischen Revolution auch die politische und zivilisatorische Ordnung zur Disposition steht.
Ausgangspunkt der Untersuchung ist das Anwachsen der Wolfspopulation im 30-jährigen Krieg. Die Wölfe vermehren sich in dieser Krisensituation und werden so zu deren zeichenhafter Verkörperung. In Texten nach dem 30-jährigen Krieg werden sie als Schreckensfiguren instrumentalisiert. Das Sprechen und Erzählen von einer unzivilisierten Wolfszeit soll zur Wiedereinsetzung der im Krieg zerstörten Ordnung beitragen. Es ist nicht zuletzt diese affektive Aufladung der Wölfe, mit der maßgeblich ihre Ausrottung vorangetrieben wird. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts bricht die Wolfspopulation schließlich zusammen; das 19. Jahrhundert kennt nur mehr ›letzte Wölfe‹, deren Tötung als Triumph des Menschen inszeniert wird.
Philologe Klaus Bartels versammelt in seinem Buch Jahrtausendworte – in die Gegenwart gesprochen antike Literatur von Platon bis Marc Aurel. Die Zitate der Denker sind erstaunlich aktuell. Denn die Jahrtausende alten Weisheiten setzt der Autor in Bezug auf unser heutiges kulturelles und politisches Leben. In den Kapiteln Selbsterkenntnis, Aufstieg und Sturz, Staat und Gesetz, Global Village, Freund und Feind, Alternatives Leben oder Natur und Technik zeigt sich eine zeitenlose Themenfülle.
Die Texte »laden ein, im weiten Raum des geistigen Internet, wo schon seit längster Zeit ein Click ›tausend Verbindungen schlägt‹, in die Kreuz und Quere bald die Antike aus der Perspektive der Gegenwart, bald die Gegenwart aus der Perspektive der Antike zu betrachten und zu befragen«, so Bartels.
Von »Lyrik des Realismus« bis »Tonmeister – Vermittler zwischen Kunst und Technik«: Unsere Novitäten im Bereich Kulturwissenschaft. Dieser Link führt zur Vorschau zum Druchblättern.
Der Rezensent übt ein wohlwollendes Urteil über die posthum erschienene Autobiografie von Gerhard Neumann: »Ein spannendes Buch, das wissenschaftlich und zugleich poetisch-erzählend ist.«
Moderne Kunst kann Lachen auslösen. Ein Phänomen, das die wissenschaftliche Analyse meist verschweigt. Nicht so Niklas Bender: Mit seiner Studie Die lachende Kunststellt er die Komik in den Fokus seiner Forschung. Er macht deutlich, welche komischen Mittel in der klassischen Moderne (ca. 1900‒1960) wie zum Einsatz kommen.
Es sei der Verdienst des Autors, den Beitrag des Komischen zur Klassischen Moderne in den Fokus der Forschung zu rücken. Bender gibt einen »gelungenen Überblick über klassische und aktuelle Deutungen des Komischen«, so Rezensent Fabian Hauner. Es biete sich in Benders Analyse »Anreiz genug, nochmals Werke der klassischen Moderne in die Hand zu nehmen und den Blick ex nagativo hin zu einer positiven, lachende Kunst der Moderne zu wenden.«
Dieser Link führt zu weiteren Informaionen und zur Leseprobe.
Die Realismus Forschung vernachlässigt die Lyrik. Die Gattung steht unter Subjektivitätsverdacht und spiele im Verhältnis zur faktischen Prosa eine untergeordnete Rolle. Zu Unrecht, wie der Band Lyrik des Realismus belegt. Die Beiträge loten das reflexive und poetologische Potential der Lyrik für die Epoche detailreich aus. Dabei kommen die Publikationssituation der Lyrik und die Poetologien realistischer Lyrik in den Blick: die selbstreflexiven Strukturen der Gedichte, ihre Traditionsbezüge sowie das Interesse an den Dingen und den Zeichen der Wirklichkeit. Diskurse des Realen werden fokussiert: die Rolle der Wahrnehmung, der Medialität und der Technik. Der Band untersucht zudem die realistische Lyrik in ihrem widersprüchlichen Verhältnis zur Leitgattung Prosa.
Texts, Animals, Environments: Zoopoetics and Ecopoetics versammelt literatur- und kulturwissenschaftliche Beiträge, die den Beziehungen zwischen Tieren, Umwelten und Texten nachspüren und auf diese Weise die zahlreichen Verbindungslinien zwischen den Forschungsfeldern des Ecocriticism und der Animal Studies in den Fokus rücken. Während der Ecocriticism für gewöhnlich einen relationalen Ansatz verfolgt und dabei umweltbezogene oder allgemeiner ökologische Phänomene in den Blick nimmt, erforschen die Animal Studies vermehrt einzelne Spezies oder auf Tierindividuen bezogene Aspekte. In diesem Sinne konzentrieren sich der Ecocriticism auf eine ökopoetische und die Animal Studies auf eine zoopoetische Ästhetik. Indem der Sammelband Zoopoetics und Ecopoetics als Schlüsselkonzepte beider Forschungsfelder in Verbindung bringt, erschließt er neue Wege, um Texte, Tiere und Umwelten lesbar zu machen. Im Rahmen dieser Lektüren erscheinen Texte, Tiere und Umwelten dann nicht als voneinander getrennte, sondern als wechselseitig aufeinander bezogene Entitäten, die in einem komplexen Interaktionsverhältnis stehen.
Frederike Middelhoff / Sebastian Schönbeck / Roland Borgards / Catrin Gersdorf (Hg.) Texts, Animals, Environments Zoopoetics and Ecopoetics
Cultural Animal Studies, Band 3
360 S., 3 Abb., Pb., 68,- €
ISBN 978-3-7930-9928-4
Der Band ist in englischer Sprache.
Die Universität Potsdam verleiht den mit 5 000 Euro dotierten »Voltaire-Preis für Toleranz, Völkerverständigung und Respekt vor Differenz« an Ahmad Milad Karimi. Die Jury würdigt damit seine »außerordentliche fachliche Breite und seine Vermittlung zwischen den Kulturen«. Die Preisverleihung war am 16. Januar in Potsdam.
Karimi ist Philosoph, Islamwissenschaftler, Übersetzer und Autor zahlreicher Bücher. Im Rombach Verlag sind Identität – Differenz – Widerspruch. Hegel und Heidegger und Hingabe. Grundfragen der systematisch-islamischen Theologie erschienen.
Karimi wurde 1979 in Kabul geboren. Als Kind floh er mit seiner Familie aus Afghanistan, zunächst nach Russland, dann nach Deutschland. Er studierte Philosophie und Islamwissenschaft an den Universitäten Freiburg und Neu Delhi. Seit dem Wintersemester 2012/2013 hat er eine Professur für Kalãm, islamische Philosophie und Mystik, an der Universität Münster inne.
Das Pittsburgh Symphony Orchestra (PSO) stand lange im Schatten der »Big Five«. Zu Unrecht, wie Musikjournalist Alain Steffen in seinem neuen Buch Let`s talk about …erläutert. Steffen erzählt die Geschichte des Orchesters seit den Anfängen im Jahre 1894 bis heute und unterhält sich u.a. mit den ehemaligen Chefdirigenten Sir André Previn und Mariss Jansons. Seit 2008 leitet Manfred Honeck das Orchester. Unter ihm erlangt es internationalen Ruhm. Er führt die Musiker auf die weltweiten Bühnen und zu den bedeutenden Festivals.
Interviews mit Musikern, Dirigenten, Komponisten und Solisten geben Einblicke in die Arbeitsweise des Orchesters und veranschaulichen seine einzigartige Klangsprache. Zu Wort kommen u.a. Hélène Grimaud, Thomas Hampson und Anne-Sophie Mutter. Ein Tourneetagebuch nimmt den Leser mit in den Konzertsaal und hinter die Kulissen.
Alain Steffen, geb. 1961, arbeitet u.a. als freier Redakteur für verschiedene luxemburgische Zeitungen und Rundfunkanstalten.
Das aktuelle Hofmannsthal-Jahrbuch 2018nimmt Heinrich Zimmer (1890–1943), Schwiegersohn von Hugo von Hofmannsthal in den Blick. Der Indologe führte ein von seiner Frau toleriertes Doppelleben, das Katharina Geiser eindrücklich mit zahlreichen Briefauszügen schildert. Elsbeth Dangel-Pelloquin erörtert seine editorische Leistung als Nachlassverwalter. Die von Zimmer herausgegebenen Bände hätten es ermöglicht, „Hofmannsthals facettenreiches Schreiben aus dem Korsett des kanonischen Frühwerks zu befreien und seine Vielfalt bekannt zu machen“.
Weitere Aufsätze des Jahrbuchs thematisieren u.a. die Dimension des Existenzialismus bei Hofmannsthal, sein ambivalentes Verhältnis zum ›Berliner‹ Theater der zwanziger Jahre und sein Scheitern an Goldoni in der Komödie Cristians Heimreise.
Maximilian Bergengruen/Alexander Honold/Gerhard Neumann (†)/
Ursula Renner/Günter Schnitzler/Gotthart Wunberg (Hg.) Hofmannsthal Jahrbuch zur Europäischen Moderne Band 26/2018
364 S., engl. Broschur, 65,50 €, Subskriptionspreis zur Fortsetzung 50,– €
ISBN 978-3-7930-9925-3
Kindheit und Literatur untersucht die ästhetische, epistemologische und diskursive Funktion von Kindheit. Es geht darum, „die Perspektive einer ‚Poetologie des Wissens‘ mit der Frage nach der spezifischen Eigenlogik der literarischen Kindheitsreflexion ins Verhältnis zu setzen“, so Herausgeber Davide Giuriato.
Der erste Teil umfasst Aufsätze zu den Kindheitstheoretikern Nietzsche, Freud, Benjamin und Adorno. Die weiteren Beiträge widmen sich der Kindheit als einer poetologischen Reflexionsfigur von der Frühen Neuzeit, über Klassik und Romantik, Moderne bis hin zur Gegenwart. Themen sind u.a.: der Verlust des Sohnes in Giovanni Morellis Aufzeichnungen, autobiografische Kindheitsentwürfe bei Fontane und Dürrenmatt, Heranwachsen als Problem der Kinderliteratur, das böse Kind bei Hustvedt und Shiver.
Der Band Herausforderungen des Realismus erforscht die Produktivität der jüngeren Forschung für neue Lektüren von Theodor Fontane. Dazu laden Fontanes geschichtsträchtige Gesellschaftsromane besonders ein: mit ihren vielfältigen Wahrnehmungs- und Beobachtungsparadigmen, ihrer Dramaturgie der Dinge und ihrem Zusammenspiel von Medialität und Materialität. Thematisiert werden sämtliche Gesellschaftsromane von Vor dem Sturm (1878) bis zum Stechlin (1899).
Die Studie fokussiert auf die Konstituierung des Sozialen im Text. Damit setze sie in den Augen der Herausgebern einen Forschungstrend fort. Nils C. Ritter kommt in seiner ausführlichen Rezension zum Ergebnis, dass sich der Band als großer Gewinn für die aktuelle Fontane-Forschung präsentiere. „Den Herausgebern des Sammlebandes sei es gelungen, anhand der vielschichten Aufsätze für eine dezidierte Neulektüre der Gesellschaftsromane Fontanes zu sensibilisieren, in deren Zetnrum die Verschränkung von öffentlich-politischer sowie privater Krise als Ausdruck eines an Fiktionen reichen Übergangans in die Moderne steht.“
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Niklas Bender erhält für seine Forschungsarbeit Die lachende Kunst. Der Beitrag des Komischen zur klassischen Moderne den mit 5000 Euro dotierten Hugo-Friedrich- und Erich Köhler-Preis der Universität Freiburg. Bender hat an der FU Berlin und an der Université Paris 8 studiert und promoviert. Von 2005 bis 2014 hat er an der Universität Tübingen gearbeitet und sich 2013 dort in Romanischer Philologie, Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft habilitiert. Seit 2014 vertritt er Lehrstühle, aktuell in Trier.
Moderne Kunst kann Lachen auslösen. Ein Phänomen, das die wissenschaftliche Analyse meist verschweigt. Nicht so Niklas Bender: Er stellt die Komik in den Fokus seiner Forschung und macht deutlich, welche komischen Mittel in der klassischen Moderne (ca. 1900‒1960) wie zum Einsatz kommen. Von Jarry bis Pasolini, von Joyce bis Max Ernst – untersucht werden Werke aller Gattungen und mehrerer Sprachen sowie Beispiele aus Malerei und Film. Durch das Komische setzt sich die literarische Moderne von der Tradition ab. Staat, Religion und Kultur als Horte der Autorität sind dabei laut Bender bevorzugte Ziele des Komischen.
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Die Stadt Salzburg vergibt jährlich Kulturfondspreise für außergewöhnliche Leistungen auf den Gebieten der Kunst und Wissenschaft. Der Internationale Hauptpreis für Wissenschaft und Forschung erhielt 2018 der Musikwissenschaftler Joachim Brügge. Er ist seit 1994 Hochschul- bzw. Universitätsassistent an der Universität Mozarteum in Salzburg und Mitbegründer sowie Leiter des dortigen Instituts für musikalische Rezeptions- und Interpretationsgeschichte. Die von ihm herausgegebene Schriftenreihe klang-reden erscheint seit 2007 im Rombach Verlag. Bis dato wurden 20 Bände publiziert. Zuletzt erschienen ist »Kosmisches Arkadien und «Wienerische Schlampigkeit«.
»Er hatte zuviel Schwarzwald geschluckt, täler- und bergeweise, und alles dunkelte in ihm vor Schmerz und flammte auf in greller Verletztheit. Er war ein Gezeichneter, und was konnte er dann anders, als zeichnen? So zeichnete er, selbst wenn schrieb oder malte, zeichnete er … riss das Mal der Seele in den Vorschein, Zeichnung um Zeichnung sich suchend, sich findend, sich verlassend …«, so beginnt Rudolf Brandner seine Aufzeichnung über den Künstler Harald Herrmann. In dem Band »Über den Negativismus in der Kunst« spürt Brandner den Wegen und Nebenwegen des Zeichners und Malers nach. Der Zeitraum von nahezu 40 Jahren künstlerischer Produktion lässt Vertiefungen und Verästelungen dieses Künstlers in einer ganz eigenen Sicht erscheinen.
Der Band ist Teil des dreibändigen Werks HILUM.Weitere Teilbände:
– »Malerei und Zeichnung« ist der Versuch einer Zusammenfassung und Transparenzgebung der künstlerischen Arbeit Herrmanns der Jahre 2017/2018.
– »TextundBild« verknüpft mit expressiver Prosa drei Gestalten der Kunst- und Literaturgeschichte miteinander: Goya, Pasolini, Vincent (van Gogh). Den Texten zugeordnet werden gemalte und gezeichnete Köpfe.
HARALD HERRMANN, geb. 1954 in Wolfach/Schwarzwald, Künstler und Kunstvermittler, zahlreiche Stipendien und Lehraufträge im In- und Ausland, Mitinitiator kulturpolitischer und künstlerischer Interventionen für den öffentlichen städtischen Raum Freiburg, Leiter und Gründer der Schule der Wahrnehmung.
Harald Herrmann HILUM
Malerei und Zeichnung 2018
TextundBild
Über den Negativismus in der Kunst – Der Weg des Zeichners und Malers Harald Herrmann 1980–2018 von Rudolf Brandner
238 S., zahlr. Abb., 19 x 23,7 cm, Pb., 19,90 €
ISBN 978-3-7930-5174-9
Es gibt eine limitierte Auflage an Original-Zeichnungen von Harald Herrmann, die man zu den drei Bänden für 90 € direkt beim Verlag erwerben kann. Bei Interesse bitten wir um telefonische Rücksprache: Tel. 0761 45002135.
Der Wiener Walzer An der schönen blauen Donau ist ein Werk mit komplexer Rezeptionsgeschichte. Der von Joachim Brügge herausgebende Band »Kosmisches Arkadien« und »Wienerische Schlampigkeit« versammelt Beiträge zur medialen, kompositorischen, musikanalytischen und literarischen Rezeption des Donauwalzers. Aspekte der musikalischen Praxis verdeutlichen Interviews mit den Musikern der Wiener Philharmoniker, die den Walzer jedes Jahr beim Neujahrskonzert spielen. Alexander Drčar liefert die Analyse der unterschiedlichen Interpretationen der wechselnden Dirigenten bei dem Großevent. Er vergleicht dabei die Aufnahmen aus der Zeit von 1954 bis 2010.
Von Luther bis Diderot, von Wieland bis Keats: Der Band Bella Parrhesia geht dem historischen Index der Redefreiheit in Literatur, Theologie, Politik und Ästhetik nach. Die Beiträge untersuchen die rhetorischen und ideengeschichtlichen Konstellationen der Parrhesie vom 16. bis zum 18. Jahrhundert und fügen sich so zu einer Darstellung der Genesis moderner Redefreiheit aus der Rhetorik.
Der Band lotet die Reichweiten, Spielräume und wechselnden Konjunkturen des Herkunfts-Begriffs bei der Generierung von Selbstbildern und Fremdentwürfen in der deutschsprachigen Literatur aus. Dazu zählen u.a.: Migrantenliteratur, Väterliteratur, Nachwendeliteratur, die Ruhrgebietstrilogie von Ralf Rothmann, Botho Strauß’ Erinnerungsbuch Herkunft.
Johannes Waßmer analysiert in seiner Studie Die neuen Zeiten im Westen und das ästhetische Niemandslanddie Westfront-Romane von Ernst Jünger, Henri Barbusse, Erich Maria Remarque, Werner Beumelburg und Christian Kracht. Ihre Texte erzählen vom Leid der Soldaten, von den kaum noch wahrnehmbaren Granaten, Minen und Schrapnells, von der Kameradschaft und vom ›Erlebnis Krieg‹. Die Soldaten geben dem als sinnlos empfundenen Sterben einen Sinn. Durch diese »Sinngebung des Sinnlosen« werden der Erste Weltkrieg, die Westfront und das Erleben der Soldaten in einen geschichtlichen Rahmen gestellt und als notwendiger Schritt in eine erhoffte Zukunft gedeutet. Waßmer argumentiert, dass sich die Texte in ein Narrativ der Erfahrung und ein Narrativ der Erwartung auffächern. Auch wenn sie sich in der Sinndeutung unterscheiden, erheben sie alle die Beschleunigungserfahrung an der Front zum zentralen Topos.
Johannes Waßmer Die neuen Zeiten im Westen und das ästhetische Niemandsland
Phänomenologie der Beschleunigung und Metaphysik der Geschichte in den Westfront-Romanen des Ersten Weltkriegs
Reihe Litterae, Band 237
438 S., geb., 68,– €
ISBN 978-3-7930-9921-5
Johannes Waßmer, geb. 1983, Promotion 2017, Studium der Neueren und Älteren deutschen Literatur und der Philosophie, Arbeitsschwerpunkte: Krieg und Literatur, Literatur der Moderne, Literatur- und Kulturtheorie, insbesondere Präsenz der Zeichen, Zeit, Beschleunigung und Geschichtsphilosophie, Martin Buber.
Elias Zimmermann untersucht in seiner Studie Lesbare Häuser? Thomas Bernhard, Hermann Burger und das Problem der Architektursprache in der Postmoderne die Konstellation von Literatur und postmoderner Architektur anhand von zwei exemplarischen Romanen: Thomas Bernhards Korrektur und Hermann Burgers Schilten. Seine Arbeit wurde 2017 mit dem Fakultätspreis der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Lausanne ausgezeichnet. »Zimmermanns Studie schreibt sich in die aktuelle Diskussion über die Frage der Lesbarkeit von Architektur ein«, resümiert Rezensent Roland Innerhofer. Es leiste hierzu »einen äußerst wichtigen und eigenständigen Beitrag«. Für Innerhofer ist es eine »erhellende Lektüre«, die besonders Begriffen wie dem architektonischen Ereignis präzisere Konturen verleihe.
Der Sammelband Carl Muth und das Hochland (1903-1941) fokussiert den Publizisten Carl Muth, der als einer der großen »Modernisierer« innerhalb des deutschsprachigen Bildungs- und Kulturkatholizismus des vergangenen Jahrhunderts gilt. Mit der Gründung und langjährigen Herausgeberschaft der Zeitschrift Hochland brachte er neue Sichtweisen in das Kulturfeld des deutschen Katholizismus, blieb damit aber nicht unumstritten. »All diese Spannungen werden im vorliegenden Band überaus sachkundig und gut lesbar aufgearbeitet«, so Rezensent Georg Langenhorst. Er resümiert, dass es insgesamt ein »bestens erschlossener Band« sei, der nicht nur Einzelfacetten nebeneinander stelle, sondern einer konsequent umgesetzten Gesamtprogrammatik folge.
Ein Schlüsselereignis in Gerhard Neumanns autobiographischen Selbstversuch ist die Begegnung zwischen Paul Celan und Martin Heidegger in Todtnauberg 1967, der Neumann als stummer Zeuge beiwohnte. In seinem Selbstversuch spricht er zum ersten Mal über dieses Ereignis und dessen Folgen. Die Rezensentin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung bezeichnet Neumann als einen »Lehrer, der mit seiner gesamten Existenz für die von ihm behandelten Gegenstände einzustehen schien«. In seinen »autobiographischen Skizzen« werde seine »bedächtige Stimme, mit der er den Studenten Kafka und Hofmannsthal, Foucault und Roland Barthes nahebrachte, noch einmal hörbar«.
»Das Buch hält, was es im Untertitel verspricht«, so lautet das Urteil des Rezensenten Dirk Oschmann zu Anna-Lena Scholz’ Werk. In ihren Ausführungen zu der Autorenkonstellation Kleist und Kafka fokussiert Scholz jene Kafka- und Kleist-Lektüren, die thematischen, ästhetischen und politischen Einfluss auf die Literaturwissenschaft und Philosophie des 20. Jahrhunderts gewonnen haben. Der »zentral[e] Gehalt« der Studie bestehe in der »Einladung zu prinzipieller Selbstreflexion, in den übergreifenden Fragen nach den diskursiven Prämissen, Funktionsweisen, impliziten Werturteilen und strategischen Motivationen«, resümiert Oschmann. Wer mit der Fach- und Theoriegeschichte vertraut sei, könne sich anhand dieser Studie nochmals wesentliche Entwicklungen vor Augen führen, beschreibt Oschmann weiter.
Der Freiburger Literaturwissenschaftler Hans Peter Herrmann beschäftigt sich in seiner Studie Krisen. Arbeiten zur Universitätsgeschichte 1933-2010 am Beispiel Freiburgs im Breisgau mit der schwierigen und krisenbehafteten Geschichte der deutschen Universitäten nach dem zweiten Weltkrieg. Rezensentin Christa Klein lobt den Autor für seine »im konkreten universitären Alltag situierte historische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen der Jahre 1933 bis 2010«. Der Band berichte »differenziert, teils kompakt, teils anekdotisch« und zeichne sich durch »Einblicke in universitäre Organisationsstrukturen und Innovationszusammenhänge aus, die in ihrem soziohistorischen Kontexten und Entwicklungsdynamiken reflektiert werden«, beschreibt Klein weiter.
Im Vordergrund von Gencarellis Studie Literarische Realitätsprüfung des Phantastischen. Teilchenphysik und Poetik in Irmtraud Morgners Prosa steht die Wechselwirkung zwischen Teilchenphysik und Poetik in Irmtraud Morgners Prosa, die bisher bei der Erforschung der Interferenzen zwischen Literatur und moderner Physik gänzlich übersehen wurde. Rezensent Philipp Ramer nennt Gencarellis Studie einen »Gewinn für die M.-Forschung wie für jene zu den Bezügen von Literatur und Physik«. Gencarelli stelle Morgners Texte in »methodisch nachvollziehbarer und – auch was physikalische Spezifika angeht – verständlicher Weise« dar.
Carsten Rast beschäftigt sich in seinem Werk Zeitoasen. Literarische Verlangsamung im Realismus bei Stifter, Raabe und Fontane mit Rückzugsorten, deren Darstellungsweise sich im 19. Jahrhundert ändert. An Stelle von Stabilität und Dauerhaftigkeit treten, bedingt durch technische und gesellschaftliche Entwicklungen, zunehmend kurzfristige Stabilisierungen. »Der Band stellt dar, wie vor allem drei literarische Texte des Realismus anhand spezifischer Raum-Zeit-Stellen (Zeitoasen) Stabilitätsverluste auszugleichen bemüht sind«, hebt die literaturkritik-Redaktion in ihrer Rezension hervor. Sie betont, dass Carsten Rast in seinem Werk »Gattungskonventionen […] ebenso in den Blick« nehme »wie das Verhältnis von Literatur und Technik sowie Fragen des Zeitbewusstseins im 19. Jahrhundert«. Es ergeben sich »Neuentwürfe in Form von Zeitoasen, die zwischen Welt und Ort vermitteln«
Anna-Lena Scholz widmet sich in ihrer Studie Kleist/Kafka. Diskursgeschichte einer Konstellation jenen beiden Autoren, die im literaturwissenschaftlichen und philosophischen Diskurs der Moderne als Lichtgestalten gelten. Die Autorenkonstellation Heinrich von Kleist und Franz Kafka gilt als besonders faszinierend vor allem in Bezug auf jene Lektüren, die thematischen, ästhetischen und politischen Einfluss auf die Literaturwissenschaft und Philosophie des 20. Jahrhunderts gewonnen haben. »Scholz’ Arbeit leistet hier fraglos einen diskussionswürdigen Beitrag zur Fachgeschichte« resümiert Rezensent Andreas Härter. Die »kenntnis- und materialreiche Arbeit« trage »unzweifelhafte Verdienste in der systematischen Erschließung der Konstellation Kleist/Kafka«. Der Bogen sei weit gespannt und die Darstellung stets angemessen.
Matthias Bock entfaltet in seiner Studie das Modell der »Figuration des Augenblicks« als eine innovative Theorie des Fetischismus. Der Autor untersucht die Darstellung fetischistischer Körperanschauung in Texten der Literatur und Psychoanalyse. Im Zentrum seiner Interpretation stehen kanonische Prosatexte des 19. und 20. Jahrhunderts: E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann, Robert Musils Törleß-Roman, Elfriede Jelineks Die Klavierspielerin, Texte von Sigmund Freud und Jacques Lacan.
Matthias Bock Figurationen des Augenblicks
Zur Ästhetik fetischistischer Anschauung in Literatur und Psychoanalyse
Litterae, Band 234
314 S., 8 Abb., geb., 58,– € (D)
ISBN 978-3-7930-9916-1
MATTHIAS BOCK, geb. 1985, Studium der Germanistik, Politischen Wissenschaft und Psychologie in Hannover, Promotion 2017. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Seminar der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.
Frank Oliver Jäger untersucht in seiner Studie Literarische Selbstinszenierung zwischen Transgression und Paradoxie am Beispiel dreier französischer Schlüsselautoren des 20. Jahrhunderts das Verhältnis zwischen autobiographischer und fiktionaler Erzählliteratur. Die Rezensentin Nicola Nier lobt Jägers Analysen: Sie seien »jede für sich sowie in Relation zueinander komplex und anspruchsvoll« und blieben »trotzdem nachvollziehbar«. »Erhellend in Bezug auf die Gesamtbetrachtung des Werks« nennt sie den Versuch Jägers »eine Verbindung zwischen den traditionellen Texten und der zeitgenössischen Forschung offenzulegen«. So würden »neue autobiographische Phänomene eine historische Kontextualisierung erfahren«.
»Eine Begegnung, die im Desaster endete«, lässt den Literaturwissenschaftler Gerhard Neumann zeitlebens nicht los. In seiner am 22. August 2018 posthum erscheinenden Autobiografie Selbstversuch erzählt er erstmals über die »Begegnung mit Paul Celan und das Verstehenwollen« des Dichters.
Neumann lernt Celan in 1967 in Paris kennen und trifft ihn später einige Male in Freiburg. 1970 kommt es zum Zerwürfnis: Celan fühlt sich durchs Neumanns Aufsatz über die absolute Metapher völlig missverstanden. Drei Jahre zuvor war es Neumann, der Paul Celan und Martin Heidegger zu dessen berühmter Berghütte nach Todtnauberg fuhr. Das Gedicht Todtnauberg greift diedenkwürdige Begegnung mit Heidegger auf. Neumann kommt darin die Rolle des Zeitzeugen zu: »der uns fährt, der Mensch, der’s mit anhört«. Diese Rolle habe Neumann verfehlt. Warum? Antworten sucht er im Erzählen seines Lebens. Ein Leben, das durch Literatur und Sprache bestimmt ist.
GERHARD NEUMANN (1934–2017), Studium der Germanistik und Romanistik. Professuren an den Universitäten Bonn, Erlangen, Freiburg i.Br., München, seit 2002 emeritiert, seit 2005 Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen u.a. zu Lichtenberg, Goethe, Kleist, Fontane und Kafka, zur Poetik, Methodik, Kultur- und Editionswissenschaft. Mitherausgeber der historisch-kritischen Kafka-Ausgabe und des Hofmannsthal-Jahrbuchs zur europäischen Moderne.
Gerhard Neumann Selbstversuch 386 S., zahlr. Abb., Pb., 58,– €
ISBN 978-3-7930-9901-7
Germanist Carsten Rast legt mit seiner Studie Zeitoasen einen neuen Forschungsband vor. Technische und gesellschaftliche Entwicklungen sorgen im 19. Jahrhundert für Beschleunigung und Wandel. Stabilität wird zunehmend durch kurzfristige Stabilisierungen ersetzt. Hierauf reagieren Texte von Adalbert Stifter, Wilhelm Raabe und Theodor Fontane mit »Zeitoasen«. Die Begriffsneubildung hebt die Eigentümlichkeit ihrer Rückzugsorte zwischen Statisch-Festgelegtem und Dynamisch-Bewegtem hervor. Literarische Verlangsamungstechniken wie das »Zoomen«, ausgedehnte Beschreibungen oder zyklische Wiederholungen sollen diesen zusätzlich Stabilität verleihen. Zeitoasen stehen so einerseits für eine konservative Fortschrittskritik. Andererseits verdeutlichen sie Probleme der anbrechenden Moderne zwischen Regulation und Störung, Ruhe und Unruhe.
Elfentanz, Wassermann, Werwolf: Motive, Figuren und Narrative der seit dem Mittelalter tradierten Volksballaden haben bis heute einen hohen Bekanntheitsgrad in den nordischen Ländern. Die acht Beiträge in dem Band Balladenechos untersuchen ihre Präsenz und ihre Funktion im kulturellen Gedächtnis Skandinaviens. Besonders betont werden die mediale Vielfalt und die fortdauernde kreative Aktualisierung der Adaptionen.
Annegret Heitmann / Philipp Martin (Hg.) Balladenechos
Die skandinavische folkevise im kulturellen Gedächtnis
Nordica, Band 24
180 S., 3 s/w. Abb., Pb.,36,– €
ISBN 978-3-7930-9907-9
Der von Ulrike Vedder und Peter Uwe Hohendahl herausgegebene Band Herausforderungen des Realismuserforscht die Produktivität der jüngeren Forschung für neue Lektüren von Theodor Fontane. Dazu laden Fontanes geschichtsträchtige Gesellschaftsromane besonders ein: mit ihren vielfältigen Wahrnehmungs- und Beobachtungsparadigmen, ihrer Dramaturgie der Dinge und ihrem Zusammenspiel von Medialität und Materialität. Thematisiert werden sämtliche Gesellschaftsromane von Vor dem Sturm (1878) bis zum Stechlin (1899).
Rezensentin Natalie Moser nennt den Band verdienstvoll, denn er biete »sowohl neue Interpretationsansätze hinsichtlich der Primärtexte als auch der Ausprägung von Fontanes Realismus«. Er könne im Hinblick auf Fontanes Gesellschaftsprosa »eine Art von Vorarbeit für das 2019 erscheinende neue Fontane-Handbuch darstellen«. 2019 ist der 200. Geburtstag von Theodor Fontane.
Dinge in Texten haben an der Konstruktion imaginärer Welten teil. Sie kommen in der Heldenepik ebenso wie in Aphorismen, im Mittelalter wie in der Moderne vor. Sie treiben Handlungen voran und stören oder zerstören Ordnungen. Im Gegensatz zur Ethnologie oder Museologie hat es die Literaturwissenschaft stets mit Zeichen zu tun – es stellt sich also die Frage, wie das Verhältnis von res und verba analysiert und beschrieben werden kann.
Der Band versammelt Beiträge, die sich, von der antiken Rhetorik über mittelalterliche Literatur bis hin zum 20. Jahrhundert, mit Dingen in und neben Texten beschäftigen. Darin findet sich so Unterschiedliches wie Steine, Treppen, Schwerter, ein Schweißtuch oder eine aus dem Rhein gefischte Skulptur.
Herausgeber:
Martina Wernli hat Germanistik, Philosophie und Englische Literaturwissenschaft studiert und wurde mit einer Arbeit über das Schreiben in einer psychiatrischen Klinik um 1900 promoviert. Sie forscht zurzeit an der Universität Neuchâtel.
Alexander Kling hat Neuere deutsche Literatur, Germanistische Linguistik und Allgemeine Pädagogik studiert und ist Mitarbeiter an der Universität Bonn. Seine kultur- und literaturgeschichtlich ausgerichtete Dissertation gilt der Wolfsausrottung im 17. und 18. Jahrhundert.
Vanessa Höving untersucht in ihrer Studie Projektion und Übertragung Sinneswahrnehmungssujets bei Annette von Droste-Hülshoff. Im Fokus steht dabei das poetologische und medienreflexive Potenzial ihrer Texte. Wahrnehmungs- und Sinnesverhandlungen gehen bei Droste mit medialen, psychischen und poetologischen Konfigurationen einher. Diese erforscht Höving anhand der Versepen Die Schlacht im Loener Bruch. 1623 und Des Arztes Vermächtniß, den Gedichten Durchwachte Nacht und Die Taxuswand sowie dem Romanfragment Ledwina.
»Wir hören nicht nur in Konzerten, sondern sehen, tasten, riechen und spüren«. Rainer Simon analysiert in seiner Studie Konzert der Sinne aisthetische und performative Implikationen von Musik. Damit schließt er eine Lücke, denn die Musikforschung befasst sich meist mit der Werkgestalt. Musik ist jedoch nicht allein ein Notations-, sondern auch ein Klangphänomen, sie wird nicht nur geschrieben, sondern auch aufgeführt, und nicht bloß gelesen, sondern gehört und erfahren.
Jenseits des Notentextes zu forschen, erfordert einen transdisziplinären Ansatz. Neben Musical Performance Studies, Interpretationsforschung nimmt Simon die Bereiche Phänomenologie, Theaterwissenschaft, Musikethnologie und Musikpsychologie in den Blick. Der Autor veranschaulicht schließlich seine Erkenntnisse an konkreten Aufführungserlebnissen.
Der Band Herausforderungen des Realismus erforscht die Produktivität der jüngeren Forschung für neue Lektüren von Theodor Fontane. Dazu laden Fontanes geschichtsträchtige Gesellschaftsromane besonders ein: mit ihren vielfältigen Wahrnehmungs- und Beobachtungsparadigmen, ihrer Dramaturgie der Dinge und ihrem Zusammenspiel von Medialität und Materialität. Thematisiert werden sämtliche Gesellschaftsromane von Vor dem Sturm (1878) bis zum Stechlin (1899).
Beiträger u.a.: Christian Begemann, Eric Downing, Sean Franzel, Samuel Frederick, Eva Geulen, Claudia Liebrand, Gerhard Neumann, Anette Schwarz, Elisabeth Strowick und Stefan Willer.
Herausgeber: Peter Uwe Hohendahl ist Professor Emeritus an der Cornell University (Ithaca, NY). Ulrike Vedder ist Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Carl Muth (1867–1944) gilt als einer der großen Modernisierer innerhalb des deutschsprachigen Kulturkatholizismus des vergangenen Jahrhunderts. Mit seiner Zeitschrift Hochland führte er »die Katholiken aus dem kulturellen Ghetto heraus, in dem sie noch nach dem Ende der Kulturkampfzeit verharrte hatten, und befähigte sie ebenso zu einer neugierigeren Wahrnehmung der modernen Welt, wie er umgekehrt der Stimme der Katholiken größeres Gewicht in den kulturellen Debatten dieser Moderne verlieh«, so Thomas Pittrof im Vorwort des von ihm herausgegebenen und soeben erschienenen Bandes Carl Muth und das Hochland (1903–1941).Aber war Muth tatsächlich ein solcher ›Modernisierer‹? Wie war sein Verhältnis zur ›Moderne‹ wirklich? Welche ›Moderne‹ repräsentierte das Hochland? Der Band gibt, gestützt auf unbekannte Dokumente und neue Forschungen, überraschende Antworten auf diese Fragen.
Mit Gerhard Neumann verliert unser Verlag einen seiner wichtigsten Autoren und Herausgeber überhaupt. Er hat den Verlag über Jahrzehnte geprägt.
Gerhard Neumann (c) Michael Bramberger
Gerhard Neumann wurde 1934 in Brünn geboren. Er studierte Germanistik und Romanistik an den Universitäten Freiburg, Wien und Paris. 1963 wurde er mit einer Arbeit über Torquato Tasso promoviert, die Habilitation (Ideenparadiese) folgte 1972. Neumann war Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft an den Universitäten Bonn, Erlangen und Freiburg; seit 1986 bis zur Emeritierung 2002 war er Ordinarius an der Universität München. 2008 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt von München nach Berlin, wo er 2005 zum Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin ernannt wurde.
Neumann zählte zu den renommiertesten Literaturwissenschaftlern der Nachkriegszeit. Im Freiburger Rombach Verlag gab er seit 1987 die Wissenschaftsreihe litterae heraus. Die Publikationen der Reihe bieten ein Forum für Beiträge der Kulturwissenschaften, die den interdisziplinären Blick schärfen, der Neumann so wichtig war. Seit 1993 war Neumann zudem Herausgeber des Hofmannsthal-Jahrbuches, das Erscheinen der aktuellen Ausgabe durfte er noch erleben. Gerhard Neumann verstarb am 27. Dezember 2017 in Berlin.
Der Literaturkritiker Eduard Korrodi war von 1914 bis 1950 Feuilletonchef der Neuen Zürcher Zeitung. Sein polemischer Umgang mit zeitgenössischen Autoren war berüchtigt. Eine Ausnahme: Hugo von Hofmannsthal. Klaus E. Bohnenkamp zeichnet im gerade erschienenen Hofmannsthal-Jahrbuch 2017 die Verbindung zwischen dem Dichter und seinem Kritiker nach. Mehr als 40 Beiträge hat Korrodi von 1917 bis 1952 über den »geliebten Autor« verfasst. Die beiden sind sich auch persönlich begegnet. Briefe von Hofmannsthal an seinen Schweizer Kritiker sind in dem Band ungekürzt abgedruckt sowie der ausführliche Nachruf auf den »Verführer zum wesenhaft Schönen«. Nach dem Tod Hofmannsthals 1929 befasste sich Korrodi mit den Forschungsarbeiten zu dem Schriftsteller und den Aufführungen seiner Stücke.
Franz Strauß war einer der bedeutendsten Hornisten des 19. Jahrhunderts. Mit zunehmender Berühmtheit seines Sohnes Richard Strauss schwand jedoch seine künstlerische Bedeutung. Zu Unrecht, wie die Studie von Dirk Hausen darlegt. In dieser ersten Biographie über Franz Strauß werden seine Lebensphasen und musikalischen Tätigkeitsfelder umfassend beleuchtet.
Strauss-Experte Walter Werbeck rezensiert den Band für Die Tonkunst. Sein Fazit: „Hausens Buch bietet beiden Seiten etwas: denen, die dem Einfluss von Franz auf Richard Strauss nachspüren, und denen, die sich für das Leben eines Musikers im München des 19. Jahrhunderts interessieren und nicht ständig an dessen berühmten Sohn erinnert werden wollen.“
Rainer Schöller legt die erste Kulturgeschichte des Wolfs vor. Eine längst überfällige Analyse in Zeiten von hitzigen Debatten um den Wolf. Wie entstand im Geltungsbereich des christlichen Glaubens die panische Angst vor dem Wolf, welche sich bis heute hält? Was wurde und wird dem Wolf nach anthropologischer Sichtweise angedichtet? Diese Fragen stehen im Zentrum des Buches. Anhand zahlreicher Quellen wird die Beziehung zwischen Tier und Mensch aufgezeigt.
Für Rezensent Jürgen Alberti sind die 500 Seiten Text „über weite Strecken ein intellektuelles Vergnügen“. Zur vollständigen Rezension.
Der renommierte Wiener Literaturwissenschaftler Herbert Zeman publiziert die Standardwerke »Bio-bibliografische Lexikon der Literatur Österreichs« und die »Literaturgeschichte Österreichs« im Rombach Verlag.
Reiner Marquard rehabilitiert in seiner neuen Studie Das Lamm in TigerklauenBachs umstrittenen Librettisten Christian Friedrich Henrici alias Picander. Picander sei in der Bach-Forschung zu Unrecht für „rhetorische und theologische Ungereimtheiten“ gescholten worden. Vielmehr lieferte Picander Bach eine verlässliche und an den theologischen Kernaussagen der lutherischen Orthodoxie orientierte Text-Grundlage für die Große Passion. Bach arbeitete nicht mit einem Dilettanten zusammen. Die Studie untersucht detailreich die theologische Haltung Picanders im Verhältnis zu Bachs Frömmigkeit und wirft ein neues Licht auf die Dichtungen Picanders.
REINER MARQUARD ist evangelischer Theologe, 2007-2014 Rektor der Evangelischen Hochschule Freiburg, seit 2010 lehrt er an der Hochschule für Musik in Freiburg, seit 2015 Honorarprofessor an der Philosophischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Reiner Marquard Das Lamm in Tigerklauen
Christian Friedrich Henrici alias Picander und das
Libretto der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach
174 S., Pb., 29,00 €
ISBN 978-3-7930-9896-6
Der Herausgeber des Lexikons Prof. Dr. Herbert Zeman wird mit dem ehemaligen Vorstand der Wiener Philharmoniker, Prof. Dr. Clemens Hellsberg, durch den Abend führen. Kammerschauspieler Joseph Lorenz liest begleitend literarische Kostproben.
Das von Herbert Zeman herausgegebene Lexikon beinhaltet alle Autoren, die innerhalb der jeweiligen Grenzen Österreichs vom Mittelalter bis zur Gegenwart gewirkt haben. Das Grundlagenwerk umfasst acht Bände und wird 2023 abgeschlossen sein. Die ersten beiden Bände liegen jetzt vor.
Literaturwissenschaftler ebenso wie interessierte Leser erhalten mit dem Werk einen fundierten Einblick in die gesamte österreichische Literaturlandschaft. Mit Umfang und Dichte an biografischen und literaturgeschichtlichen Informationen geht das Nachschlagewerk weit über alle bisher publizierten Handbücher hinaus.
Bei der Eröffnung des akademischen Jahres am 18. Oktober hat die Universität Freiburg 28 Preise an ihre besten NachwuchswissenschaftlerInnen verliehen. Im Fachbereich interdiszipliniere Literaturwissenschaft wurde Carolin Abeln mit dem 2 000 Euro dotieren Gerhart-Baumann-Preis ausgezeichnet. Sie erhält den Preis für ihre herausragende Studie »Sprache und Neue Musik« zur musikalischen Hölderlin-Rezeption. Carolin Abeln studierte Germanistik sowie Romanistik und ist ausgebildete Sopranistin. Ausgehend von der erstaunlichen Präsenz Hölderlins in der Neuen Musik deutet Abeln die musikalische Hölderlin-Rezeption der 1970er bis 1990er Jahre als historisches, kulturelles und ästhetisches Phänomen. Sie zeigt anhand der konkreten Rezeptionsvoraussetzungen, der Charakteristika der ausgewählten Texte und der musikalischen Umsetzungen von Wilhelm Killmayer, Heinz Holliger, Wolfgang Rihm und Luigi Nono, weshalb gerade Hölderlin zur Projektionsfläche für zeitgenössische Interpretationen und zum Ausgangspunkt für eine Erneuerung der jahrhundertealten intermedialen Beziehung von Musik und Sprache werden konnte.
Im Bild von rechts: Uni-Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer, Dr. Carolin Abeln, Rombach-Verlagsleiter Dr. Torang Sinaga. Foto: Patrick Seeger
Carolin Abeln Sprache und Neue Musik
Hölderlin-Rezeption bei Wilhelm Killmayer, Heinz Holliger,
Wolfgang Rihm und Luigi Nono
282 S., geb., € 58,00
ISBN 978-3-7930-9880-5
Kann man Häuser lesen, können Gebäude sprechen? Die Wechselwirkung zwischen neuerer Literatur und postmoderner Architektur wurden bis dato nur wenig erforscht. Elias Zimmermanns Studie Lesbare Häuser? untersucht jetzt diese Konstellation anhand von zwei Romanen aus den 1970er Jahren: Thomas Bernhards Korrektur und Hermann Burgers Schilten.
Auf Basis einer Auseinandersetzung mit jüngeren Architekturtheorien und ihrer erkenntnistheoretischen Grundlagen erörtert Zimmermann die ›Lesbarkeit der Architektur‹. Neben detaillierten Lektüren behandelt er Fragen der vergleichenden Ästhetik und des Begriffs der Postmoderne. Dabei erarbeitet er völlig neue Einsichten in das ästhetische Potenzial der Architektur für die Theorie und Praxis der Literatur.
ELIAS ZIMMERMANN, geb. 1987, Studium der Germanistik und Philosophie in Bern und Berlin. Zurzeit Gastwissenschaftler an der Humboldt Universität zu Berlin.
Elias Zimmermann Lesbare Häuser? Thomas Bernhard, Hermann Burger und das Problem
der Architektursprache in der Postmoderne
Litterae, Band 227
438 S., 11 Abb., geb., 64,– €
ISBN 978-3-7930-9881-2
Freiburg im Nationalsozialismus: Es gab Täter, Opfer, Mitläufer, Opportunisten, Verbrecher, Helfer, Ideologen und Widerständler. Die Nazizeit hat auch diese Stadt geprägt und die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Stadtgeschichte ist längst nicht abgeschlossen – dieser Band ist ein Beitrag dazu.
Renommierte Autoren erörtern, welche Auswirkungen der Nationalsozialismus in Freiburg hatte. So nimmt Rüdiger Safranski den Uni-Rektor und Philosophen Martin Heidegger in den Blick, Christoph Schmider beleuchtet Erzbischof Conrad Gröber, Werner Mezger schreibt über den Volkskundler Johannes Künzig. Die medizinische Fakultät der Uniklinik ist Thema von Karl-Heinz Leven, mit der städtischen Baupolitik beschäftigt sich Heinrich Schwendemann, Heiko Haumanns Thema ist die »Vernichtung artfremder Rassen«, Peter Kalchthaler beschreibt die Ideologisierung der Fastnacht, und Robert Neisen berichtet über die Konzeption und Umsetzung der ersten umfassenden Ausstellung zum Thema Nationalsozialismus in Freiburg, die im Augustinermuseum 2016/17 gezeigt wurde. Anlässlich dieser Ausstellung widmete sich die Samstags-Universität im Wintersemester 2016/17 dem Thema; die Vorträge sind hier versammelt, ergänzt mit einem Beitrag zu den Städtischen Museen zur Zeit des Nationalsozialismus von Tilmann von Stockhausen.
Peter Kalchthaler / Tilmann von Stockhausen (Hg.) Freiburg im Nationalsozialismus 192 Seiten, broschiert, zahlreiche Abb., € 26,00
ISBN 978-3-7930-5163-3
Rainer Schöller legt die erste Kulturgeschichte des Wolfs vor. Eine längst überfällige Analyse in Zeiten von hitzigen Debatten um den Wolf. Fakt ist, so der Autor: „Wölfe stellten für den Menschen als Spezies nie eine wirkliche Existenzgefährdung dar.“ Warum wurde und wird dann mit aller Härte und Anstrengung gegen ihn vorgegangen? Wie entstand im Geltungsbereich des christlichen Glaubens die panische Angst vor dem Wolf, welche sich bis heute hält? Was wurde und wird dem Wolf nach anthropologischer Sichtweise angedichtet? Diese Fragen stehen im Zentrum des Buches. Anhand zahlreicher Textquellen wird die spannungsreiche Beziehung zwischen Tier und Mensch aufgezeigt. Die durchgehend negative Wertung des Wolfs wird zudem durch viele Beispiele aus der deutschen Sprache und Literatur belegt.
RAINER G. SCHÖLLER, Dr. phil., geboren 1937 in Schweinfurt, Studium der Geschichte, Geografie und Germanistik, hauptamtlicher Dozent der Bayerischen Beamtenfachhochschule/Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen und Bibliotheksdirektor der Bayerischen Staatsbibliothek München.
Rainer Schöller Eine Kulturgeschichte des Wolfs Tierisches Beuteverhalten und menschliche Strategien sowie Methoden der Abwehr Reihe Ökologie, Band 10
684 S., zahlreiche Abb., Pb., 48,– €
ISBN 978-3-7930-9894-2
Angela Gencarelli hat es mit ihrer Arbeit Literarische Realitätsprüfungen des Phantastischen auf die Shortlist für den Opus Primum Förderpreis der VolkswagenStiftung geschafft. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis wird im November für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation des Jahres vergeben. Die Bekanntgabe des Gewinners bzw. der Gewinnerin erfolgt nach der Frankfurter Buchmesse. Der Rombach Verlag drückt seiner Autorin die Daumen.
Fernweh ist eine semantisch unscharfe und emotional aufgeladene Diskursfigur, die einem komplexen Wandel ausgesetzt ist. In der Anthologie Fernweh nach der Romantikbeleuchten literatur-, film- und kulturwissenschaftliche Beiträge den Facettenreichtum von Fernweh in den Epochen nach der Romantik und begegnen damit einem Forschungsdesiderat.
Die Analysen reichen von Rilkes Lyrik und Hermann Hesse über die Heimat-Filmtrilogie von Edgar Reitz bis hin zu Janosch und Judith Schalansky.In den Fernweh-Figurationen der sich zusehends globalisierenden Moderne sind Topoi wie Reisen, Kolonialismus und die Sehnsucht nach dem Anderen und dem Anderswo virulent, zugleich aber auch das ambivalente Begehren zwischen Heimat und Ferne.
Irmtraud Hnilica / Malte Kleinwort / Patrick Ramponi (Hg.) Fernweh nach der Romantik
Begriff ‒ Diskurs ‒ Phänomen
Reihe Litterae, Band 256
236 S., geb., 54,00 €
ISBN 978-3-7930-9854-6
Die Kriegsthematik nimmt in vielen Opern einen zentralen Stellenwert ein, den die musikwissenschaftliche Forschung jedoch wenig untersucht hat. Dennis Roth schließt jetzt mit seiner Arbeit Krieg in der Oper diese Lücke. Sein Forschungsspektrum reicht von den Anfängen der Barockoper bis zum frühen 20. Jahrhundert. Dabei stehen La Didone und die venezianische Barockoper, die Grand Opéra, Berlioz’ Les Troyens sowie Karl Amadeus Hartmanns Simplicius Simplicissimus im Fokus.Schwerpunkte von Roths Betrachtung sind Librettistik und Motivgeschichte, die Vertonung einzelner Motive, Bühnenbild und Performanz. Dabei werden die Werke jeweils in den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten verortet.
DENNIS ROTH, geb. 1982. Studium der Musikwissenschaft und Neueren deutschen Literatur in Freiburg i.Br., Promotion 2016 mit vorliegender Arbeit. Langjährige Tätigkeit als Konzertkritiker, seit 2010 Autor von Werkeinführungen.
Le Sacre du Printemps gilt als Schlüsselwerk: Das Ballett von Vaslav Nijinsky zur Musik von Igor Strawinsky markiert den Beginn der Moderne im Tanz. Bei der Uraufführung 1913 in Paris verursachte das Stück einen Skandal; im Publikum kam es zu Tumulten. Neu waren die radikal moderne Musik, ekstatische Bewegungen und ein reduziertes Bühnendekor. Die Beiträge des Sammelbandes Sacre 1913/2013 Tanz, Opfer, Kultur erörtern die besondere Rolle des Stücks für die Tanzmoderne sowie als kulturgeschichtliches Phänomen. Sie verhandeln künstlerische Reflexionen dieses Schocks bis in die Gegenwart und untersuchen Opferaspekte, die Beziehung zwischen Abstraktion und Ornament und die eigentümliche Verschränkung von Modernismus und Primitivismus.
Ungeachtet seiner Rolle als Vater und erster Förderer von Richard Strauß verdient Franz Strauß einen ganz eigenständigen Platz in der europäischen Musikgeschichte. Dirk Hausens Dissertationsstudie beleuchtet erstmals umfassend die Biografie dieses brillanten Hornisten. Sein gesellschaftlicher und musikalischer Aufstieg, den Hausen vor dem Hintergrund der kulturgeschichtlichen Entwicklung Münchens im 19. Jahrhundert untersucht, fasziniert bis heute. Wie Rezensent Thomas Lang hervorhebt, konnte der Autor bisher unveröffentlichte Quellen einsehen, unter anderem Briefe von Franz Strauß an seine Kinder, sodass »ein in allen Bereichen überzeugendes, differenziertes Porträt dieses im Umgang nicht einfachen Künstlers« entstanden ist.
Dieser Link führt zur Leseprobe und genaueren Informationen zum Buch.
Hier geht es zur vollständigen Besprechung von Thomas Lang.
Moderne Kunst kann Lachen auslösen. Ein Phänomen, das die wissenschaftliche Analyse meist verschweigt. Nicht so Niklas Bender: Mit seiner Studie Die lachende Kunststellt er die Komik in den Fokus seiner Forschung. Er macht deutlich, welche komischen Mittel in der klassischen Moderne (ca. 1900‒1960) wie zum Einsatz kommen. Von Jarry bis Pasolini, von Joyce bis Max Ernst – untersucht werden Werke aller Gattungen und mehrerer Sprachen sowie Beispiele aus Malerei und Film. Durch das Komische setzt sich die literarische Moderne von der Tradition ab. Staat, Religion und Kultur als Horte der Autorität sind dabei laut Bender bevorzugte Ziele des Komischen.
Autor:
Niklas Bender hat an der FU Berlin und an der Université Paris 8 studiert und promoviert. Von 2005 bis 2014 hat er an der Universität Tübingen gearbeitet und sich 2013 dort in Romanischer Philologie, Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft habilitiert. Seit 2014 vertritt er Lehrstühle, aktuell in Trier. Er ist Literaturkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Picassos Guernica hat keinen Bezug zu dem Bombenangriff auf die gleichnamige Stadt, so das Fazit der Forschungen von Jörg Martin Merz. 1937 wurde die baskische Stadt von einer deutschen Luftwaffeneinheit bombardiert. Das schreckliche Ereignis soll Pablo Picasso zu Guernica angeregt haben – soweit die seit Jahrzehnten verfestigte Ansicht. Picasso habe sich diesbezüglich nie geäußert, noch lassen die Darstellung selbst und die Entstehungsumstände darauf schließen, dass der Luftangriff auf den Künstler und sein Werk einwirkte. Auf dem Hintergrund dieser Erkenntnisse betrachtet Rezensent Reinhard Brembeck das Kunstwerk in der gerade laufenden Picasso-Ausstellung in Spanien. „Mit Merz‘ Interpretation im Kopf kann man „Guernica“ in Madrid ganz neu kennenlernen“, so Brembeck. Inwiefern lässt sich hier nachlesen.
Das weltberühmte Gemälde Guernica von Picasso ist nach der gleichnamigen baskischen Stadt benannt. Diese wurde im April 1937 von einer Luftwaffeneinheit Nazideutschlands im Dienste der aufständischen spanischen Nationalisten unter General Franco bombardiert. Das schreckliche Ereignis soll den Künstler zu dem Werk angeregt haben – soweit die seit Jahrzehnten verfestigte Ansicht. Die vorliegende Studie verweist diese Annahme in den Bereich der Legende. Weder hat sich Picasso diesbezüglich geäußert noch lassen die Darstellung selbst und die Entstehungsumstände darauf schließen, dass der Luftangriff auf Guernica auf den Künstler und sein Werk einen Einfluss gehabt hätte. Bombardierung und Bild korrelieren zeitlich, hängen aber nicht kausal zusammen. Den Titel Guernica erhielt das Bild erst, als es im Wesentlichen fertiggestellt war. Picassos Freunde Paul Éluard und Christian Zervos projizierten dieses aktuelle Stichwort auf das Bild, um es politisch »links« zu vereinnahmen. Dies wird in einer minutiösen philologischen Untersuchung zeitgenössischer Quellen aufgezeigt. Für Picasso selbst bringe das Bild seine »Abscheu vor der militärischen Kaste, die Spanien in ein Meer von Leid und Tod gestürzt hat«, zum Ausdruck.
JÖRG MARTIN MERZ forscht und lehrt als Universitätsprofessor für Kunstgeschichte vor allem über römischen Barock (seit der Promotion) und Architekturgeschichte der Neuzeit (seit der Habilitation). Darüber hinaus interessiert er sich für besondere Phänomene der Kunst des 20. Jahrhunderts – wie Guernica.
Irmtraud Morgners Prosa wurde bislang bei der Erforschung der Interferenzen zwischen Literatur und moderner Physik gänzlich übersehen. Dabei zeichnen sich einige ihrer wichtigsten Prosatexte der 1960er und 1970er Jahre dadurch aus, dass sie die Teilchenphysik und ihre experimentelle Suche nach den unsichtbaren Bausteinen des Realen einer Realitätsprüfung unterziehen. Zu diesem Zweck montiert Morgner ganze Passagen aus Forschungsberichten der Teilchenphysik direkt in ihre literarischen Texte hinein. Mithilfe des montierten Materials machen ihre Prosatexte anschaulich, dass die Gegenstände der Physiker – die nicht direkt beobachtbaren und sich allenfalls in Spuren zeigenden Teilchen – ebenso phantastisch anmuten wie die phantastischen Erfindungen der Dichter. Daraus gewinnt Morgner einen paradoxen Effekt für ihre Poetik: Ihre phantastische Schreibweise rückt näher an das Reale heran und erscheint angesichts einer physikalischen ‚Wirklichkeitswissenschaft‘, die selbst phantastische Züge aufweist, geradezu realistisch. Dieser produktiven Wechselwirkung zwischen Teilchenphysik und Poetik geht die vorliegende Studie anhand der Romane Rumba auf einen Herbst, Hochzeit in Konstantinopel, Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura sowie der Novelle Das Seil nach.
Die Autorin:
Angela Gencarelli, Studium der Germanistik, Neueren Geschichte und Soziologie an der Universität Potsdam; 2015 Promotion im binationalen Promotionsprogramm der Universitäten Bonn und Florenz mit der vorliegenden Arbeit. Derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft und Literarische Kulturen an der Leuphana Universität Lüneburg. Weitere Informationen: http://www.leuphana.de/universitaet/personen/angela-gencarelli.html
Der Sammelband Geschichte und Gegenwart des musikalischen Hörens thematisiert die Komplexität und den Herausforderungen einer Geschichte des musikalischen Hörens. Interdisziplinäre Ansätze im Spannungsfeld von Psychologie, Soziologie, Historizität und gesellschaftlicher Konstruktion musikalischen Hörens prägen die Methodik der Autorinnen und Autoren. Dabei kommen das Verhältnis von musikalischer Struktur und Hörerfahrung, die Bedeutung von Klangraum, Medien und technischer Klangreproduktion sowie das Spannungsfeld zwischen konventionellen Hörerwartungen und ›historischem‹ Musizieren zur Sprache.
In dem Sammelband Komponieren & Dirigieren. Doppelbegabungen als Thema der Interpretationsgeschichte erörtern die Beiträger folgende Fragestellungen: Welche Rolle spiel(t)en die Tätigkeiten des Komponierens und Dirigierens in der künstlerischen Entwicklung des jeweils thematisierten Künstlers? Inwiefern lassen sich Wechselwirkungen zwischen den Tätigkeiten des Dirigierens und Komponierens dokumentieren? Welche Entwicklung nahm bzw. nimmt die Rezeption dieser Doppeltätigkeit? Die Fallstudien reichen von Mozart über Berlioz und Mahler bis zu Boulez und Pintscher.
Der zweite Band des Bio-bibliografischen Lexikons der Literatur Österreichs umfasst die Buchstaben Bi–C. Die Artikel sind auf dem neuesten Forschungsstand. Namhafte Autoren wie Max Brod, Hermann Broch, Elias Canetti, Konrad Celtis oder Paul Celan sind in ausführlicher Weise dargestellt.
Das von Herbert Zeman herausgegebene Werk beinhaltet alle Autoren, die innerhalb der jeweiligen Grenzen Österreichs vom Mittelalter bis zur Gegenwart gewirkt haben. Das Grundlagenwerk umfasst acht Bände, die bis 2023 erscheinen. Literaturwissenschaftler ebenso wie interessierte Leser erhalten einen fundierten Einblick in die gesamte österreichische Literaturlandschaft. Dokumentiert werden zudem literarische Zeitschriften, Taschenbücher, Almanache und anonym publizierte Werke.
Das Lexikon beruht auf der Zusammenarbeit mit international angesehenen Spezialisten. Damit stößt es in wissenschaftliches Neuland vor, das datenmäßig erfasst wird und so auch zu weiterer literaturwissenschaftlicher Auseinandersetzung anregt. Mit diesem Umfang und dieser Dichte an biografischen und literaturgeschichtlichen Informationen geht das Nachschlagewerk weit über alle bisher publizierten Handbücher hinaus.
Herbert Zeman, geb. 1940, Ordinarius für Neuere Deutsche und Österreichische Literatur an der Universität Wien (emeritiert 2008).
Die Forschung konstatiert einen »Hölderlin-Boom« in der Neuen Musik. Zahlreiche Komponisten waren von Hölderlins Gedichten aus dessen Zeit im Tübinger Turm und von seinen fragmentarischen Formen begeistert. Carolin Abeln geht diesem Phänomen in der Studie Sprache und Neue Musik auf den Grund.
Ausgehend von dieser erstaunlichen Präsenz des ›alten Dichters‹ in der Neuen Musik deutet Abeln die musikalische Hölderlin-Rezeption der 1970er bis 1990er Jahre als historisches, kulturelles und ästhetisches Phänomen. Sie zeigt anhand der konkreten Rezeptionsvoraussetzungen, der Charakteristika der ausgewählten Texte und der musikalischen Umsetzungen von Wilhelm Killmayer, Heinz Holliger, Wolfgang Rihm und Luigi Nono, weshalb gerade Hölderlin zur Projektionsfläche für zeitgenössische Interpretationen und zum Ausgangspunkt für eine Erneuerung der jahrhundertealten intermedialen Beziehung von Musik und Sprache werden konnte.
Carolin Abeln, Studium der Germanistik und Romanistik sowie künstlerische Ausbildung als Sopranistin in Freiburg und Trossingen; 2011 bis 2015 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienkulturwissenschaft der Universität Freiburg.
Soeben ist die kritische Ausgabe von Das Prinzip Verantwortung in dem zweiten abschließenden Teilband Tragweite und Aktualität einer Zukunftsethik erschienen. Die Herausgeber Dietrich Böhler und Bernadette Herrmann präsentieren die Konkretion, die ökologisch-politischen, wirtschaftlichen und umweltethischen Anwendungen dieser weltweit rezipierten Ethik. Sie beleuchten auch die nachhaltigen Wirkungen auf die deutschen ökopolitischen Debatten.
In den 1980er und 1990er Jahren differenziert Jonas den zukunftsethischen Diskurs mit Managern, Soziologen, Politikern, Juristen, Theologen, Philosophen und Publizisten. Der gefragte Denker schärft das Bewusstsein der allgemeinen Mitverantwortung angesichts von Umweltkatastrophen, Klimawandel, atomarer Bedrohung, Massenflucht und Bevölkerungsexplosion. Führende Politiker buchstabieren seine Ethik. Die UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung leitet aus dem Prinzip Verantwortung den ökopolitischen Leitbegriff sustainable development ab. Von Richard v. Weizsäcker bis Joachim Gauck berufen sich die deutschen Bundespräsidenten immer wieder auf Hans Jonas als Kronzeugen einer verantwortlichen Erdpolitik. Die Umweltethik des deutsch-jüdischen Philosophen wirkt weiter.
Herausgeber Dietrich Böhler ist Professor für Praktische Philosophie, Ethik und Theorie der Sozialwissenschaften (seit 2010 Emeritus an der Freien Universität Berlin) und verantwortlich für das »Hans Jonas-Zentrum e. V.«.
Hans Jonas Das Prinzip Verantwortung Zweiter Teilband: Tragweite und Aktualität einer Zukunftsethik Herausgegeben von Dietrich Böhler und Bernadette Herrmann
878 S., geb., 78,00 €, ISBN 978-3-7930-9561-3
(Die kritische Gesamtausgabe ist nur geschlossen beziehbar.)
Der Sammelband Der Erste Weltkrieg im Spiegel der Künste fragt nach den Kommentierungen, Spiegelungen und Brechungen der »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts« in Literatur, Publizistik, bildender Kunst, Musik und Film. Die Künste kommen dabei als wirkmächtige Medien der Erörterung eines bedrängenden welthistorischen Geschehens zur Geltung, dessen Folgen bis heute fortdauern.
Autoren wie Kurt Tucholsky, Georg Trakl, Wilhelm Klemm, Ernst Jünger, Ernst Toller oder Karl Kraus, aber auch Guillaume Apollinaire, Giuseppe Ungaretti oder Wilfred Owen, Antikriegsfilme wie »The Big Parade«, Arbeiten von Paul Klee, Reportagen von Philip Gibbs, Soldatenlieder und Kompositionen von Arnold Schönberg oder Alban Berg werden in den Artikeln erörtert.
Der australische Historiker Christopher Clark eröffnet den Sammelband mit Perspektiven zur Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. Die weiteren Beiträger sind: Jörn Leonhard, Werner Frick, Achim Aurnhammer, Rolf G. Renner, Gesa von Essen, Joachim Grage, Barbara Korte, Angeli Janhsen, Hartmut Krones, Eckhard John und Thomas Koebner.
Franz Strauß war einer der bedeutendsten Hornisten des 19. Jahrhunderts. Mit zunehmender Berühmtheit seines Sohnes Richard Strauss schwand jedoch seine künstlerische Bedeutung. Zu Unrecht, wie die Studie von Dirk Hausen jetzt darlegt. In dieser ersten Biographie über Franz Strauß werden seine Lebensphasen und musikalischen Tätigkeitsfelder umfassend beleuchtet. Entstanden ist ein Porträt eines Mannes, dessen gesellschaftlicher und musikalischer Aufstieg trotz vieler Schicksalsschläge gelang: Strauß wuchs als uneheliches Kind bei seinen Großeltern auf. Schon mit 32 Jahren war er Witwer und musste bereits zwei seiner Kinder begraben. Nicht Herkunft, sondern Fleiß und überragende hornistische Fähigkeiten machten ihn weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt. So waren Richard Wagner und Hans von Bülow voller Bewunderung für den Hofmusiker und Komponisten.
DIRK HAUSEN, geb. 1977 in Trier, Studium der Orchestermusik (Horn) in Saarbrücken und Maastricht sowie Studium der Musikwissenschaft, Philosophie und Englischen Philologie in Freiburg i.Br., Promotion 2016 mit vorliegender Arbeit.
Dirk Hausen
Der Hornist Franz Strauß Eine Künstlerbiographie im Spiegel der kulturgeschichtlichen Entwicklung Münchens im 19. Jahrhundert
Reihe Voces, Band 19
488 S., 25 s/w Abb., Pb., 66,00 €
ISBN 978-3-7930-9860-7
Jede Oper wird mit Inhalt, Handlung, Kommentar, Wirkungsgeschichte, Uraufführung, Personal sowie mit den biographischen Porträts der Komponisten erläutert. Zudem sind die wesentlichen Librettisten der gesamten Operngeschichte von Rinuccini bis Enzensberger enthalten.
Die Herausgeber und ihre Autoren sind renommierte Musikjournalisten, darunter Oswald Beaujean, Leo Karl Gerhartz, Ulrich Schreiber, Wolfgang Schreiber, Karl Schumann, Michael Stegemann.
Der Band Wie semantisch ist die Musik? versammelt neue Beiträge zur Erforschung der Semantisierung von Musik im Kontakt mit sprachlichen Strukturen, vor allem gesungenen Texten, aber auch literarischen Programmen und rhetorischen Figuren. Aus der Sicht der Musik- und der Literaturwissenschaft, aber auch der Philosophie und der musikalischen Semiotik wird anhand von historischem Material zwischen ca. 1600 und 1900 unter Einbeziehung bislang zu wenig herangezogener Fragestellungen – etwa einer Pragmatik der Kommunikation – nach dem Verhältnis zwischen Bedeutungserzeugung, Mimesis und abstrakt musikalischer Struktur gefragt. Dadurch wird neues Licht auf die Bedingungen und Möglichkeiten einer ›Semantisierbarkeit‹ musikalischer Formungen geworfen.
206 S., zahlr. s/w- und Farbabb., geb., 54 €
ISBN 978-3-7930-9865-2
Herausgeber:
Florian Mehltretter studierte Romanistik, Komparatistik und allgemeine Sprachwissenschaft in München und Florenz. Er wurde an der FU Berlin über das venezianische Opernlibretto des Barock promoviert und setzt seither einen Forschungsschwerpunkt im Bereich der Intermedialität von Text und Musik. Nach Vertretungen in Köln und Berlin und einer Berufung nach Köln hat er seit 2011 den Lehrstuhl für Italienische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München inne.
Hermann Menke, der selbst zur Wiener Moderne zählende Journalist und Autor, besuchte ab 1907 die damals bedeutendsten Wiener Künstler. Die Berichte von diesen Hausbesuchen publizierte er im vielbeachteten Neuen Wiener Journal. Der Leser erfährt in den Artikeln von Plänen und Stimmungen der Künstler. Besucht hat er u.a. Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr, Anna Bahr-Mildenburg, Arthur Schnitzler und Richard Strauss. Die bemerkenswerten Aufzeichnungen sind völlig aus dem Bewusstsein verschwunden. Nun werden sie, reich kommentiert und interpretiert von Ursula Renner, erstmals seit der Zeitungsveröffentlichung im Hofmannsthal-Jahrbuchvorgelegt.
Menkes Hausbesuche „können für unsere historische Phantasie gerade durch ihre unakademische Form des mitgeteilten Gesprächs Supplemente bilden“, so Ursula Renner in der Einleitung.
Maximilian Bergengruen/Gerhard Neumann/Ursula Renner/Günter Schnitzler/Gotthart Wunberg (Hg.) Hofmannsthal Jahrbuch zur Europäischen Moderne Band 24/2016
424 S., engl. Broschur
€ 65,50; Subskriptionspreis zur Fortsetzung € 50,-
ISBN 978-3-7930-9867-6
Skelettfunde eines ausgestorbenen Urtiers brachten Ende des 18. Jahrhunderts die statische Naturgeschichte ins Wanken. Die Erkenntnis, dass sich Leben auf der Erde mehrmals verändert hat und sich dieses nicht rekonstruieren lässt, verursachte in der Folge eine Unsicherheit des Wissens. Darauf reagierte auch die Literatur im 19. Jahrhundert, wie der Band Lebenswissen darlegt. Damals konstituierte sich das Leben als epistemisches Objekt, das in der Literatur und Ästhetik ebenso thematisiert wurde, wie auch in der aufkommenden Biologie.
Die Beiträge analysieren das Feld des Lebenswissens unter besonderer Berücksichtigung der Dynamisierungstendenzen. Themen sind unter anderem: Leben bei Georg Büchner und in der frühen Biologie, Poetologien des Lebens bei Hebbel und Wagner, Goethes Formverhalten in den Wahlverwandtschaften, Wissen des Lebens in Gottfried Kellers Sinngedicht, zum Konflikt zwischen Lebenspathos und Ästhetizismus in Hofmannstahls Novelle Das Glück am Weg.
Benjamin Brückner / Judith Preiß / Peter Schnyder (Hg.) Lebenswissen Poetologien des Lebendigen im langen 19. Jahrhundert
Das unsichere Wissen der Literatur, Band 4
228 S., Pb., 48,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9866-9
Herausgeber: Benjamin Brückner, M.A., 2012–2016 SNF-Doktorand im ProDoc-Graduiertenkolleg »Das unsichere Wissen der Literatur. Natur – Recht – Ästhetik« an der Université de Neuchâtel. Judith Preiß, M.A., 2012–2016 SNF-Doktorandin im ProDoc-Graduiertenkolleg »Das unsichere Wissen der Literatur. Natur – Recht – Ästhetik« an der Université de Neuchâtel. Peter Schnyder, Prof. Dr., seit 2010 Ordinarius für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Université de Neuchâtel.
Ehrlich währt am längsten – das gilt insbesondere für die Aufklärung und ihre moraldidaktischen Bestrebungen, die Aufrichtigkeit als Beglaubigungsstrategie und Verhaltensideal neu funktionalisieren. Der von Simon Bunke und Katerina Mihaylova herausgegebene Sammelband Aufrichtigkeitseffekte. Signale, soziale Interaktion und Medien im Zeitalter der Aufklärung thematisiert Aufrichtigkeit als Kommunikationsmerkmal anhand des Begriffs der ›Effekte‹. Unter ›Effekten‹, so der zentrale Ansatz der Studie, sind „diejenigen rhetorischen, intertextuellen und performativen Strategien verstanden, durch die im 18. Jahrhundert Aufrichtigkeit erzeugt oder beglaubigt wird“. Durch seine interdisziplinäre Ausrichtung gelingt es dem Band, linguistische, literaturwissenschaftliche, philosophische, geschichtswissenschaftliche und kunstwissenschaftlicher Analyseinstrumentarien fruchtbringend miteinander zu verknüpfen. Die Beiträge gruppieren sich um drei thematische Schwerpunkte: erstens die Signale aufrichtiger Kommunikation, zweitens ihre Auswirkungen auf soziale Interaktionsformen sowie drittens die mediale Vermittlung, durch welche Aufrichtigkeit inszeniert oder problematisiert wird.
Herausgeber: Simon Bunke, geb.1976, Studium der Neueren deutschen Literaturwissenschaft, Komparatistik und Theaterwissenschaft an der LMU München; derzeit Leitung der Emmy Noether-Gruppe Aufrichtigkeit in der Goethezeit an der Universität Paderborn.
Katerina Mihaylova, geb. 1982, Studium der Philosophie, Psychologie und Logik und Wissenschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München; derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Philosophie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Simon Bunke/Katerina Mihaylova (Hg.) Aufrichtigkeitseffekte Signale, soziale Interaktionen und Medien im Zeitalter der Aufklärung
296 S., 2 s/w Abb., Pb., 48,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9870-6
Zusätzliche Informationen zum Buch finden Sie hier: http://tinyurl.com/hpmz8a3
Raue Winterlandschaften, Fjorde und verschneite Bergzüge – die unberührte Natur Nordlands faszinierte den norwegischen Autor Knut Hamsun und diente ihm als Projektionsfläche in seinen Romanen. Im Lichte der Industrialisierung ist die Natur allerdings auch menschlichen Eingriffen und negativen Veränderungen unterworfen. Die Studie von Susanne Bär »So seltsam und öde, eine verlassene Landschaft.« Umwelt und Natur in Nordlandromanen Knut Hamsuns geht dieser von der Forschung bisher vernachlässigten Umweltthematik im Werk des Nobelpreisträgers Hamsun auf den Grund. Als Instrumentarien der Textanalyse fungieren dabei nicht zuletzt neuste umwelttheoretische Ansätze wie der Ecocritism. Auf diese Weise gelingt es der Autorin, Hamsuns vielschichtige Haltung zu Natur und Umwelt aufzuschlüsseln. In ihrer Kritik an Technisierung und Fortschritt zeugen die untersuchten Romane von einer „Sensibilität für naturbezogene Aspekte, da relevante Themen offengelegt anstatt ignoriert werden“, so eine wesentliche Erkenntnis von Bärs Studie.
Das Grün der Hoffnung, das Gelb der Eifersucht – Farben sind immer schon mit Bedeutung aufgeladen und dienen als symbolträchtige Beschreibungsdispositive. Dass dies kein bloßes Phänomen der Populärkultur ist, beweist der u.a. von Cornelia Zumbusch herausgegebene Sammelband Die Farben der Prosa.Unter Rückgriff auf Hegel und andere Theoretiker des Roman, der Bildenden Künste und der Fotographie widmen sich die Einzelbeiträge den Farbsemantiken literarischer und nichtliterarischer Prosa des 19. und 20. Jahrhunderts. Zentral ist dabei die Hypothese, dass die Texte über Chromatiken nicht nur ihren Bezug zur Wirklichkeit, sondern auch ihre eigene prosaische Verfasstheit reflektieren. Insbesondere das Verhältnis von Prosa und Poesie wird über das „Kolorit der Dichtung, das die Stilqualitäten des sprachlichen Ausdrucks betrifft“, thematisiert, so die Herausgeber. Anknüpfungspunkte für die enge Verbindung von Dichtung und Bildkunst finden sich bereits bei der antiken Rhetorik in der Nachfolge des Horaz’schen ut pictura poesis.
Eva Eßlinger / Heide Volkening / Cornelia Zumbusch (Hg.) Die Farben der Prosa Litterae Band 221
336 S., 9 Farbabb., geb.
58,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9851-5
Im Windschatten der Globalisierung öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich unaufhörlich. Geringes Bildungsniveau und prekäre Lebensumstände machen es vielen Menschen unmöglich, mit der internationalisierten Arbeitswelt Schritt zu halten. Migrationsströme verstärken so die ohnehin tiefsitzende Panik vorm eigenen ‚Abgehängt-Werden‘. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung ist es sogar diese Angst vor der Globalisierung, die die Wähler an die Wahlurnen der Rechtspopulisten lockt.
Im Lichte dieser Entwicklungen erscheinen die kulturwissenschaftlichen und ideologiekritischen Analysen des Ethnologen Rolf Lindner zum Phänomen der Armut aktueller denn je. Der von ihm gemeinsam mit Lutz Musner herausgegebene Sammelband Unterschicht beleuchtet soziale Ausgrenzungsmechanismen und strukturelle Ungleichheit im Spiegel von Macht und Herrschaft. Seine Analyse muss als mahnender Zeigefinger verstanden werden angesichts einer auseinanderdriftenden Gesellschaft.
Mehr Informationen zum Buch sowie eine Leseprobe finden Sie hier.
Gelernter Tischler, Graphiker, Maler und Autor der Gruppe 47 – das künstlerische Profil von Wolfgang Hildesheimer ist vielgestaltig und klar im intermedialen Grenzgebiet der Künste angesiedelt. Am 9. Dezember jährt sich der Geburtstag des 1991 verstorbenen Autors, der unverkennbar der Literaturlandschaft Nachkriegsdeutschlands seinen Stempel aufgedrückt hat.
Zerrissenheit und das Gefühl einer absurden Welterfahrung dominieren nicht nur seine Prosawerke wie Tynset, sondern auch seine persönliche Biographie: Am 9. Dezember 1906 in Hamburg geboren, emigriert er aufgrund seines jüdischen Hintergrunds über England nach Palästina, um schließlich in Graubünden seine Heimat zu finden. Ende der 1980er Jahre verstummt der Büchnerpreisträger. Die moderne Welt der Krisen und des Sinnverlusts habe ihm nach eigener Aussage die Sprache verschlagen.
Tiefergehende Einblicke in das intermediale Schaffen Hildensheimers im Kontext der Moderne bietet die Studie Textklänge und Bildspuren von Isabel Wagner. Sie macht auf eine musikpoetische Traditionslinie in dessen Prosawerken aufmerksam, die sich aus der gegenseitigen Befruchtung von Dichtung und Tonkunst ableitet.
Für weitere Informationen zum Buch klicken Sie hier.
Der österreichische Literaturwissenschaftler Herbert Zeman war am 22. November zu Gast beim ORF Literaturmagazin erLesen. Der heute in Wien lehrende Germanist arbeitete unter anderem an den Universitäten Stanford, Luxemburg und Rom. Forschungsgeschichtlich hat er sich vor allem mit seinen Beiträgen zur Lied- und Libretto-Forschung sowie zur österreichischen Literaturgeschichte einen Namen gemacht.
Einen Überblick über die Vielfältigkeit der österreichischen Nationalliteratur bietet das von Zeman herausgegebene Bio-bibliografische Lexikon der Literatur Österreichs sowie seineLiteraturgeschichte Österreichs. Darin beleuchtet Zeman die österreichische Literatur von ihren mittelalterlichen Anfängen bis zur Gegenwart umfassend. Im Gespräch mit Moderator Heinz Sichrovsky betont er die lange zu Unrecht unterschätzte Rolle der österreichischen Literatur im deutschsprachigen Literaturspektrum. Den Beitrag können Sie hier abrufen.
Weitere Informationen zum ersten Band des Bio-bibliografischen Lexikons der Literatur Österreichs finden Sie hier.
Herbert Zeman, geb. 1940, Ordinarius für Neuere Deutsche und Österreichische Literatur an der Universität Wien (emeritiert 2008), beeinflusste mit seinen zahlreichen Publikationen die Entwicklung der von ihm vertretenen Lehre und Forschung richtungweisend. Sein besonderes Interesse gilt der deutschen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts, insbesondere der Goethezeit im engeren Sinn, der österreichischen Literatur und dem Zusammenwirken von Dichtung und Musik.
Erinnerungen sind zutiefst unzuverlässig, erweisen sie sich doch immer wieder als verzerrt, lücken- und fehlerhaft. Verstärkt problematisiert wurde dies seit Beginn der 1990er Jahre nicht nur in verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, sondern auch in Romanen und Erzählungen über die jüngere deutsche Vergangenheit. Inwiefern dort insbesondere die Strategie des unzuverlässigen Erzählens Verwendung findet, um die Unzuverlässigkeit von Erinnerungen an das ›Dritte Reich‹ und an die DDR zu inszenieren, zeigt die Arbeit Zwischen Irrtum und Lüge von Lisa Volpp in narratologischen Fallstudien zu Werken von Marcel Beyer, Maxim Biller, Christoph Hein, Kerstin Hensel und W.G. Sebald. Dabei werden die vielfältigen Formen und Funktionen des unzuverlässigen Erzählens im Kontext des Erinnerns systematisch erschlossen.
Lisa Volpp, geb. 1980. Studium der Neueren deutschen Literaturgeschichte, Wissenschaftlichen Politik und Medienwissenschaft in Freiburg i.Br., Basel (Schweiz) und Montréal (Kanada), Promotion 2014 in Heidelberg mit vorliegender Arbeit. Derzeit Literaturagentin in Frankfurt a.M.
Lisa Volpp
Zwischen Irrtum und Lüge Unzuverlässiges Erzählen in der deutschsprachigen Erinnerungsliteratur der 1990er Jahre
340 S., Pb., 52,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9850-8
Der Schein trügt – oder eben auch nicht. In der Nachfolge Lavaters hat sich die Physiognomik von jeher für den Zusammenhang von äußerem Erscheinungsbild und innerer Verfasstheit interessiert. Wurden Methodik und Betrachtungsweise zunehmend ausdifferenzierter, so scheint ein Bereich bis heute weitestgehend ausgeblendet: die Bedeutung der Schrift als eigengesetzliches Wahrnehmungsdispositiv. Der unter anderem von Hans-Georg von Arburg herausgegebene Sammelband Physiognomisches Schreiben. Stilistik, Rhetorik und Poetik einer gestaltdeutenden Kulturtechnik fragt genau nach dieser theoriehistorischen Rolle der Schrift in der Geschichte der neueren Physiognomik. »[A]ls tacit knowledge aus physiognomischen Theorien und Traktaten hat das Schreiben die physiognomische Deutung immer schon mitbestimmt«, so die Grundthese des 3. Bandes der Reihe Das unsichere Wissen der Literatur. Den stilistischen, poetischen und rhetorischen Implikationen dieser These wird in den versammelten Aufsätzen anhand von exemplarischen Texten, Fotografien und Filmen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart nachgegangen.
Hans-Georg von Arburg / Benedikt Tremp / Elias Zimmermann (Hg.) Physiognomisches Schreiben Stilistik, Rhetorik und Poetik einer gestaltdeutenden Kulturtechnik
Das unsichere Wissen der Literatur, Band 3
294 S., Pb., 52,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9856-0
Man besucht Freunde, Ruinen oder den Zoo. Und man wird besucht. In der modernen Gesellschaft findet der Besuch allerdings nur noch flüchtig und geplant statt. Diesem Phänomen geht die neue Ausgabe des Australischen Jahrbuchs für germanistische Literatur- und Kulturwissenschaft auf den Grund. Die Beiträge des Bandes thematisieren u.a.: die koloniale Begegnung mit dem kulturell Anderen, die grotesken Formen des Besuchs bei Thomas Bernhard oder die musikalischen Grenzgänge im Berlin der Nachwendezeit. Der Begriff Besuch kann auch als Bedrohung konnotiert sein. So im Kompositum der Heimsuchung, das an das Freudʼsche Konzept des Unheimlichen anschließbar ist.
Beim Thema Missbrauch von Kindern darf die Gesellschaft nicht wegschauen! Clemens Maria Heymkind ist ein Betroffener. Er wehrt sich gegen Vertuschung und fordert Aufklärung. Über seine schreckliche Kindheit im Heim hat er ein Buch geschrieben. In der SWR Landesschau berichtet er darüber. Den Beitrag können Sie hier abrufen.
Unter Pseudonym schreibt sich der 50-Jährige die schmerzhaften Erlebnisse in einem katholischen Kinderheim von der Seele. Verloren im Niemandsland ist der Bericht eines Betroffenen, der auf Leid und Missstände aufmerksam macht und Aufklärung fordert. Geschätzte 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche wurden in deutschen Heimen zwischen 1949 und 1975 Opfer von Gewalt. Auszüge der Jugendamtsakte des Autors geben „Einblicke in die Blindheit eines Fürsorge- und Hilfssystems für das tatsächliche Schicksal der Mündel“, so Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Ulm, im Vorwort. Die autobiografische Erzählung macht deutlich, wie schwierig es für die Betroffenen ist, ihre Vergangenheit zu bewältigen. Letztlich gelingt dem Autor der Schritt aus dem Grauen, hinein in ein besseres Leben.
Der als literarische Ergänzung zur berühmten Globussegmentkarte des Kartographen Martin Waldseemüller fungierende Globus Mundiist 1509 in Straßburg erschienen. Der Philologe Martin Lehmann hat den kosmographischen Text jetzt erstmals aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt und mit einem ausführlichen Kommentar versehen.
In seiner Brückenfunktion zwischen Tradition und Moderne bietet das Werk einen wissenschaftsgeschichtlichen Einblick in den durch die Entdeckungsfahrten jenseits des atlantischen Ozeans eingeleiteten Wandel des Weltbildes im frühneuzeitlichen Europa.
Bereits 1507 hatte der aus Wolfenweiler bei Freiburg stammende Waldseemüller eine beinahe drei Quadratmeter große Weltkarte herausgegeben, auf der erstmals der auf den Florentiner Amerigo Vespucci zurückgehende Name America für den im westlichen Atlantik neu entdeckten Erdteil Verwendung fand.
MARTIN LEHMANN ist Lehrer für die Fächer Latein, Geographie und Geschichte am Wentzinger-Gymnasium in Freiburg. Er promovierte 2010 an der Universität Freiburg über die Cosmographiae Introductio Matthias Ringmanns und die Weltkarte Waldseemüllers und hat seitdem zahlreiche Veröffentlichungen zu diesem Thema publiziert.
Martin Lehmann (Hg.) Der Globus Mundi Martin Waldseemüllers aus dem Jahre 1509 Text – Übersetzung – Kommentar
Reihe Paradeigmata, Band 35
206 S., Pb., 38,00 €
ISBN 978-3-7930-9858-4
Verschlungene Korridore, unübersichtliche Zimmerfolgen: In diesem Wirrwarr wacht Josef K. auf. Der Raum verbildlicht die intransparenten Machtstrukturen, denen der Protagonist im Roman Der Prozeß ausgeliefert ist. Dies ist ein Fallbeispiel aus dem neuen Buch Lebens- und Liebesarchitekturen. Der vonGerhard Neumann und Julia Weber herausgegebene Sammelband thematisiert die Perspektive der Architektur für die Literaturwissenschaft. Es werden die Verschränkungen zwischen Bautechniken und narrativen Subjektentwürfen in literarischen Texten erkundet. Worauf es dabei ankommt, „ist die poetische Gestaltung und Organisation der Räume, in denen Leben und Liebe, soziales und erotisches Geschehen stattfinden, sich verwirklichen, gelingen oder aber scheitern“, so die Herausgeber.
Die Beiträge reichen von der französischen Aufklärung über die russische Moderne bis zur deutschen Gegenwartsliteratur und diskutieren verschiedene Formen der Raumorganisation, die zur Darstellung von sozialem Leben und Kommunikation dienen.
Gerhard Neumann / Julia Weber (Hg.) Lebens- und Liebesarchitekturen Erzählen am Leitfaden der Architektur
Reihe Litterae, Band 218
416 S., zahlr. s/w Abb., geb., 78,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9845-4
Hans Baldung Grien (1484 oder 1485–1545) gilt als Wegbereiter der Renaissance am Oberrhein. Der Maler, Holzschneider, Kupferschneider und Zeichner arbeitete mehrere Jahre als Geselle bei Albrecht Dürer. Hauptsächlich war der Künstler in Straßburg tätig, doch die Jahre in Freiburg (1512–1517) waren für seine künstlerische Laufbahn entscheidend. Neben dem Hochaltar des Freiburger Münsters entstanden hier weitere Altäre, Andachtstafeln, Bildnisse, Holzschnitte und Fensterentwürfe. In einer repräsentativen Auswahl der Holzschnitte macht die Kabinettausstellung von September 2016 bis Januar 2017 im Augustinermuseum Freiburg Baldungs Œuvre fassbar. Die Tafelbilder, Zeichnungen und Holzschnitte zeigen einen Künstler, der sich mit einer eigenen Handschrift aus dem Schatten Dürers löste.
Hans Baldung Grien Holzschnitte Herausgegeben von Felix Reuße für die Städtischen Museen Freiburg, Augustinermuseum
Katalog zur gleichnamigen Kabinettausstellung im Augustinermuseum, 17. September 2016 bis 15. Januar 2017
96 Seiten, zahlr. Farbabb., Klappenbroschur
€ 12,00 (D)
ISBN 978-3-7930-5146-6
Die Germanistin und Journalistin Anna-Lena Scholz eröffnet mit ihrer Studie Kleist/Kafka ein neues Forschungsfeld: Der Dialog von Literatur und Literaturwissenschaft als kritische Diskurs- und Rezeptionsrekonstruktion. Die Verbindung der ruhmbesetzten Autoren Heinrich von Kleist und Franz Kafka besteht nicht in der Ähnlichkeit ihrer Texte, sondern in der Verwandtschaft ihrer philosophischen, literaturwissenschaftlichen und politischen Rezeption im 20. Jahrhundert. Scholz analysiert die entsprechenden Essays von Walter Benjamin, Theodor W. Adorno, Hannah Arendt, Judith Butler, Gilles Deleuze/Félix Guattari, Mathieu Carrière, Jacques Derrida, Giorgio Agamben und Paul de Man als Transkriptionen der Werke Kleists und Kafkas. So wird verständlich, wie die Bedeutsamkeit und diskursive Autorität dieser Autorenkonstellation erst erzeugt und anschließend immer wieder reproduziert wurden. Die außergewöhnliche Funktion Kafkas als »Meta-Autor« lässt Kleist dabei als dessen Anhängsel deuten.
Anna-Lena Scholz, Studium der Germanistik und ev. Theologie in Bonn, Oxford und Berkeley; 2010 bis 2014 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie an der Freien Universität Berlin, seit 2015 freie Autorin im Bereich Hochschulpolitik und Geisteswissenschaften u.a. für DIE ZEIT und Der Tagesspiegel.
Die Studie wurde als herausragende Forschungsarbeit mit dem Scherer-Preis 2016 ausgezeichnet.
Nach 13 Jahren geht sie ohne Vorwarnung aus seinem Leben, nimmt die beiden Kinder mit. Ihre Liebe ist am Ende, seine nicht. Manch einem bleiben gerade in dieser Situation die Worte weg. Nicht so Raimund Reimar. Der Name ist ein Pseudonym, das bewusst jenes Pseudonym aufnimmt, das einst der Dichter Friedrich Rückert (Freimund Reimar) wählte. Gleich dem bekannten Vorbild, zeichnet Reimar sein Leben in Versen nach. Das Schreiben hilft ihm dabei, die »Geschiedene Liebe« zu verarbeiten. Alle Phasen der Beziehung durchleuchtet er in dem gleichnamigen Lyrikband: Von der ersten Verliebtheit, Heirat, Geburt der Kinder, Verlassenwerden bis zum Schmerz der Einsamkeit. Die verschiedenen Etappen der Beziehung drückt der Autor in unterschiedlichen Versformen aus. Ritornelle stehen für Zeiten des Schocks, in den Sonetten zeigen sich Schmerz und Hilflosigkeit, Stanzen sprechen von Lust und Glück, Alexandriner zeugen von Reflexion.
Der Künstler Harald Herrmann setzt die lyrischen Formen mit vielfältigen Stilmitteln in Bilder um.
Harald Hermann, geb. 1954 in Wolfach/Schwarzwald, lebt als frei schaffender Künstler in Freiburg. Seine Zeichnungen, Gemälde, Raumbilder werden seit über 30 Jahren im In- und Ausland ausgestellt. Weitere Informationen: www.harald-herrmann.de
Raimund Reimar Geschiedene Liebe Gedichte
Mit Bildern von Harald Herrmann
223 S., Klappenbroschur
18,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-5147-3
Der sehr persönliche Dialog zwischen Hugo von Hofmannsthal und Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe ist jetzt erstmals gesammelt veröffentlicht. Der Briefwechsel umfasst 102 Nachrichten, Briefe und Postkarten aus den Jahren 1903 bis zum Tod des Dichters im Jahr 1929. Sämtliche Briefe der Fürstin sind bislang unveröffentlicht. Dabei werden alle Dokumente ungekürzt wiedergegeben und von Klaus E. Bohnenkamp textkritisch aufbereitet und kommentiert. Ein Brief-, Werk- und Personenverzeichnis ermöglicht eine schnelle Orientierung.
Eine biografische Skizze der Fürstin leitet in die Briefedition ein. Die Fürstin akzeptierte Hofmannsthal als Mensch und Dichter vorbehaltlos und ermöglichte ihm den Zugang zur Hocharistokratie, den er von Jugend an gesucht hatte. Das Werk wirft neue Schlaglichter auf beider Leben und Schaffen. Dabei wird zugleich das Beziehungsgeflecht einer geistig-politischen Elite des alten Europas ausgeleuchtet.
324 S., mit s/w Abb., 38,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9848-5
E-Book, ISBN 978-3-7930-6047-5, 29,99 € (D)
Der Herausgeber: KLAUS E. BOHNENKAMP, Dr. phil., Mitherausgeber der »Sämtlichen Werke« Rudolf Kassners, Mitarbeiter an der Kritischen Hofmannsthal-Ausgabe und Verfasser zahlreicher Editionen und Beiträge zur Deutschen Literatur und Klassischen Philologie.
Zum Anlass des 150. Todestages von Dichter Friedrich Rückert hält Wolfgang Weyers den Vortrag „Das stille Abenteuer – Friedrich Rückert und der Fischfang„. Friedrich Rückert galt im 19. Jahrhundert als einer der größten deutschen Dichter, obwohl viele seiner Schriften erst posthum veröffentlicht wurden. Heute kennt man den erstaunlichen Umfang und die Vielfalt seiner Gedichte, doch dafür ist der Dichter selbst kaum noch bekannt. Weyers Buch »Der große Zauberer«bringt daher den Dichter und sein gesamtes Werk in Erinnerung.
Über eine Million Kinder wurden zwischen 1949 und 1975 in konfessionellen und staatlichen Einrichtungen Opfer von Gewalt. Viele kämpfen bis heute mit den Folgen. Einer von ihnen ist Clemens Maria Heymkind. Aus Rücksicht auf seine Familie hat er dieses Pseudonym gewählt. In »Verloren im Niemandsland« erzählt der 50-Jährige von seinen schmerzhaften Erlebnissen: Jahrelang wurde er in einem von Franziskanerinnen geführten Kinderheim seelisch gequält, sexuell missbraucht und körperlich misshandelt. Jetzt fordert er Aufklärung, Aufarbeitung und schreibt mit dem Buch gegen das Vergessen von Leid und Unrecht an.Weiterlesen.
Veranstaltungsinfos: 3. Juni 2016, von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr Calw, Haus Schüz, Marktplatz 30, 75365 Calw Der Abend wird musikalisch von Natascha Schopp am Klavier begleitet.
Eintritt frei.
Clemens Maria Heymkind Verloren im Niemandsland Autobiografische Erzählung eines Heimkindes
Rombach Biografien Band 14
228 S., Pb., € 16,00 (D)
ISBN 978-3-7930-5127-5
Auch als E-Book.
Den mit 7 000 Euro dotierten, diesjährigen »Herbert Tumpel-Preis« für herausragende wissenschaftliche Arbeiten erhält Herbert Zeman für die von ihm herausgegebene Literaturgeschichte Österreichs von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart. Der 850 Seiten starke Band gibt den neuesten Forschungsstand wieder. Das Werk erscheint in der zweiten Auflage und wurde gegenüber der ersten Auflage von 1996 vollständig aktualisiert und erweitert. Neu sind die Kapitel zur Literatur des Spätmittelalters, der Ersten Republik, der Exilliteratur und der beginnenden Zweiten Republik. Die Ausführung der weiteren Kapitel wurde ergänzt und mit Werkinterpretationen versehen.
Herbert Zeman, Ordinarius für neuere Deutsche und Österreichische Literatur an der Universität Wien (emeritiert 2008), lehrte an den bedeutendsten Universitäten aller Kontinente und beeinflusste mit seinen zahlreichen Publikationen die Entwicklung der von ihm vertretenen Lehre und Forschung richtungweisend.
Die Preisverleihung fand am 26. April im Rahmen der Vergabe der Theodor Körner Preise in der Universität Wien statt. Die Lautatio hielt NEWS-Kulturchef Heinz Sichrovsky.
Seit dem Mittelalter lassen sich Dichter, Musiker und bildende Künstler von den tradierten skandinavischen Volksballaden inspirieren. Die Rezeption findet in der Hoch- wie in der Populärkultur statt: von Kalkmalereien bis zu Heavy Metal oder Comicstrips. In zwölf Beiträgen untersucht der Band »Rider ud saa vide«, in welcher Form die Balladen aufgegriffen, innovativ genutzt und medial transponiert werden. Beispiele aus Dänemark, Norwegen, Schweden und von den Färöern, aus Literatur, Musik und Malerei werden vorgestellt, um die intertextuelle und intermediale Funktion der Balladenzu erforschen. Dabei werden Wirkung und Gründe für die Produktivität und Popularität des alten Genres erfasst. Der Sammelband ist ein erster Versuch zur Kartierung und Analyse dieses gesamtskandinavischen intermedialen Rezeptionsphänomens.
Annegret Heitmann/Katarina Yngborn (Hg.) »Rider ud saa vide« Balladenspuren in der skandinavischen Kultur
Nordica Band 22
322 S., 21 s/w Abb., Pb.
38,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9833-1
Die Herausgeberinnen: Annegret Heitmann, Professorin für Nordische Philologie der LMU München. Katarina Yngborn, seit 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Nordische Philologie der LMU München.
Was ist Zeit? Thomas Herold, Assistent Professor of German an der Montclair State University, analysiert in seinem Buch Zeit erzählen das Phänomen Zeit im deutschen Roman des 20. Jahrhunderts. Er diskutiert die Erzähltheorie der Zeit mit Blick auf die Erzählzeit und die erzählte Zeit sowie die kulturellen Zeitmarker wie Uhr und Kalender. Seine Fallstudien führt er anhand von Hermann Brochs Die Schlafwandler, Thomas Manns Doktor Faustus und Uwe Johnsons Jahrestage durch. Herold prüft Paul Ricœurs Zeit und Erzählung, Gérard Genettes strukturale Narratologie und andere Theorien mit Blick auf die erzähltheoretischen Grundlagen von Zeit in literarischen Texten. Vermittelt durch den Begriff der Mimesis, wie Ricœur ihn in Abgrenzung zu einer naiven »Abbildung« versteht, ergibt sich aus der vorgenommenen Verhältnisbestimmung von Text und Wirklichkeit die Annäherung an eine Narratologie der Zeit des Romans im 20. Jahrhundert.
Thomas Herold Zeit erzählen
Zeitroman und Zeit im deutschen Roman des 20. Jahrhunderts
Reihe Litterae, Band 215
328 S., geb., 56,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9830-0
Ambivalenzen prägen die literarische Sprache der Schriftstellerin Marie-Thérèse Kerschbaumers und haben ihren Werken den Ruf verschafft, nur schwer zugänglich zu sein. Die linguistisch inspirierte Poetik der Autorin erfordert aufgrund ihrer stilistischen Heterogenität einen interdisziplinären Ansatz, den das Werk Poetik und Linguistik. Die literarische Sprache Marie-Thérèse Kerschbaumers von Martina Wörgötter verfolgt. Unter der Prämisse einer starken Beeinflussung der Autorin durch strukturalistische Theorien widmet sich diese Studie dem besonderen Interesse Kerschbaumers an der Sprache – seiner theoretisch-poetologischen Dimension einerseits, den Manifestationen in der konkreten Sprachverwendung andererseits. So wird anhand eines individuellen literarischen Werks und seiner variantenreichen Sprach- und Stilexperimente die Bedeutung der Sprache bzw. des Zusammenhangs von Linguistik und Poetik, wie sie eine ganze literarische Generation geprägt hat, exemplarisch dargestellt und gleichzeitig ein Modell entworfen, um den Dialog zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft gelingen zu lassen.
Martina Wörgötter Poetik und Linguistik Die literarische Sprache Marie-Thérèse Kerschbaumers
Reihe Litterae, Band 214
446 S., geb., 53 € (D)
ISBN 978-3-7930-9832-4
Am 5. April 2016 fand in Berlin am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) die Buchpräsentation und eine Podiumsdiskussion zu Philipp Münchs Werk Die Bundeswehr in Afghanistan. Militärische Handlungslogik in internationalen Interventionenstatt. Die Podiumsdiskussion wurde von dem sicherheitspolitischen Journalisten Thomas Wiegold (augengeradeaus.net) moderiert. Es diskutierten: Generalleutnant a.D. Rainer Glatz (Stiftung Wissenschaft und Politik), Dr. Philipp Münch (Wissenschaftlicher Mitarbeiter ZMSBw), Prof. Dr. Conrad Schetter (Direktor Bonn International Center for Conversion).
Einen ausführlichen Bericht zur Veranstaltung finden Sie hier.
Zum Buch: Sowohl für die NATO als auch für die Bundeswehr stellte die International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan den intensivsten und verlustreichsten Einsatz ihrer Geschichte dar. Über die genaue Praxis dieser vielfach als problematisch gesehenen militärischen Mission ist jedoch wenig bekannt. Philipp Münch untersucht erstmals auf breiter Quellenbasis und in historischer Perspektive die Handlungslogik der Bundeswehr in Afghanistan, ebenso die relevanten politischen Entscheidungen. Er analysiert eingehend, wie die Verantwortlichen den Auslandseinsatz strategisch und operativ planten, wie sie mit afghanischen Machthabern umgingen, wie das Nachrichtenwesen funktionierte und wie die Bundeswehr Gewalt anwendete. Die Ergebnisse werden eingebettet in eine Untersuchung der lokalen afghanischen Verhältnisse, unter denen die Bundeswehr agierte.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v. l.): Generalleutnant a.D.
Rainer Glatz (Stiftung Wissenschaft und Politik), Dr. Philipp Münch
(Wissenschaftlicher Mitarbeiter ZMSBw), Prof. Dr. Conrad Schetter (Direktor
Bonn International Center for Conversion).Thomas Wiegold (augengeradeaus.net).
General a. D. Glatz bei der Präsentation des Bandes „Die Bundeswehr
in Afghanistan“
Der Chor, die älteste Instanz des antiken Theaters, ist eine facettenreiche Figur, die sich trotz vielfältiger Transformationen bis heute nicht von der Bühne vertreiben ließ und besonders im gegenwärtigen Theater Konjunktur hat. Als äußerst heterogenes Gebilde, das musikalisches Stimmenensemble, formale Anordnung oder inszenatorische Herausforderung sein kann, entfaltet der Chor eine produktive Ambivalenz, aus der sich seine fortwährende Bühnenpräsenz speist. Diesen vielfältigen Erscheinungsformen des Chors geht der Band Chor-Figuren von Julia Bodenburg, Katharina Grabbe, Nicole Haitzinger in einer disziplinübergreifenden Neubetrachtung nach und vereint Beiträge aus Theater-, Tanz- und Musikwissenschaft sowie aus der Klassischen Philologie, der Neueren deutschen Philologie und der Regiepraxis.
Der von Antonia Eder und Jill Bühler herausgegebene Band Das Unnütze Wissen in der Literatur verfolgt ein epochenumspannendes, zugleich aber bildungspolitisch hochaktuelles Phänomen: Das Unnütze Wissen in der Literatur. Durch die Engführung der Begriffe Nutzen und Wissen wird die Frage aufgeworfen, unter welchen Bedingungen Wissen wissenswert scheint. So etwa kann die Aussage „Clint Eastwood hat eine Pferdehaarallergie“ entweder als unnütz bezeichnet werden, oder aber unter bestimmten Bedingungen – bei Dreharbeiten zu einem Westernfilm – zu einer nützlichen Information werden. Das Anliegen der Beiträge des Sammelbandes ist es daher, einen Begriff des Unnützen Wissens zu konturieren, der sich vom machtökonomischen Diskurs einer Verwertbarkeit von Wissen löst und aus dem dezidierten Zutrauen in Mittel und Wirkung der Literatur speist. Unnützes Wissen kann so vielmehr als ästhetisch produktiver Überschuss verstanden werden.
Jill Bühler, Antonia Eder (Hg.) Das Unnütze Wissen der Literatur Reihe Das Unsichere Wissen der Literatur, Band 2
270 S., Pb., 52,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9841-6
W.A. Mozarts Eine Kleine Nachtmusik KV 525 weist eine faszinierende wie widersprüchliche Rezeptionsgeschichte auf. Das Werk war im 19. Jahrhundert noch weitgehend unbekannt, avancierte im 20. Jahrhundert zu einem der bekanntesten Instrumentalwerke Mozarts und ist heute weltberühmt. Der von Joachim Brügge herausgegebene Band Zwischen ›Cultural Heritage‹ und Konzertführer untersucht die Rezeptions- und Interpretationsgeschichte der Serenade. Anhand konkreter empirisch ausgerichteter Fallstudien wird das Bild von KV 525 in den modernen Medien untersucht. Diskutiert werden neben linguistischen Begriffsanalysen der vielfältige Einsatz des Stücks als populäre Filmmusik, im Internet und in den digitalen Medien. Ebenso beleuchtet der Band die kultursoziologischen Aspekte des Stücks, die Mozarts Werk in den Kontext eines übergreifenden Österreichbilds setzen. So wird der Blick auf die umfassende Pluralität gelenkt, die ein einzelnes Werk erreichen kann.
Joachim Brügge (Hg.) Zwischen ›Cultural Heritage‹ und Konzertführer W.A. Mozart, Eine Kleine Nachtmusik in den Medien
Reihe klang-reden, Band 15
224 S., mit Abb., Pb., 32,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9838-6
Herbert Zeman (Hg.) Bio-bibliografisches Lexikon der Literatur Österreichs Band 1: A – Bez
614 S., geb.
99,- € (A) / 96,30 € (D)
ISBN 978–3–7930–9746–4
Band 1 erscheint im Mai 2016.
Das acht Bände umfassende Bio-bibliografische Lexikon der Literatur Österreichs beinhaltet alle Autoren, die innerhalb der jeweiligen Grenzen Österreichs vom Mittelalter bis zur Gegenwart gewirkt haben. Es dokumentiert alle anonym erschienenen Werke, literarische Zeitschriften, Almanache und Taschenbücher. Die Artikel bieten gründliche und ausführliche Informationen; sie berichtigen viele überlieferte Fehler und Irrtümer. Mit diesen Ansprüchen geht das Lexikon an Umfang und Dichte der biographischen und literaturgeschichtlichen Information weit über alle bislang erschienenen einschlägigen Handbücher hinaus.
Editionsplan:
Band 1, A-Bez, 2016
Band 2, Bib-C, 2017
Band 3, D-H, 2018
Band 4, I-K, 2019
Band 5, L-N, 2020
Band 6, O-Sch, 2021
Band 7, Se-T, 2022
Band 8, U-Z, 2023
Der Freiburger Literaturwissenschaftler Hans Peter Herrmann legt mit dem Band Kriseneine Darstellung und Analyse der Veränderungsprozesse an den westdeutschen Hochschulen seit 1933 vor. In der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und der Hochschulreform nimmt er dabei die Freiburger Universität kritisch in den Blick.
Die deutschen Hochschulen wurden im 20. Jahrhundert zu tiefgreifenden Veränderungen gezwungen. Ende der 1950 Jahre war klar, dass die westdeutschen Universitäten ihre Verfahren, Strukturen und ihr Selbstverständnis an die Bedingungen der demokratischen Massengesellschaft anpassen mussten. Und in den 1970ern konnten sie nicht mehr umhin, sich ihrer eigenen Rolle im Nationalsozialismus zu stellen. Beide Entwicklungen haben zu Krisen der Institution und ihres Selbstbildes geführt. Herrmann hat in diesen Auseinandersetzungen über Jahrzehnte Position bezogen; seine einschlägigen Arbeiten werden von ihm hier erstmals gemeinsam publiziert und in Bezug zueinander gesetzt.
Hans Peter Herrmann, geb. 1929, Studium in Göttingen und Freiburg; Assistent, Dozent, 1973-1994 Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte in Freiburg. Veröffentlichungen zur Literatur der deutschen Aufklärung, des Sturm und Drang und der Klassik, zur Dramatik des 19. und 20. Jahrhunderts, zu Bert Brecht, zur Didaktik und zur Geschichte der Neugermanistik, zur Universitätsgeschichte und zur Frühgeschichte des deutschen Nationalismus.
Der von Matteo Taufer herausgegebene Band Studi sulla commedia atticaenthält in überarbeiteter Fassung Beiträge, die anlässlich einer internationalen Tagung zur griechischen Komödie (Trient, 4.–6. Juni 2015) vorgetragen wurden. Die Aufsätze bieten neue Perspektiven auf Fragen und Probleme, die nicht nur das Werk des Aristophanes, sondern auch die Fragmente der Alten Komödie des 5. und beginnenden 4. Jahrhunderts v.Chr. betreffen.
Gratulationspoesie in lateinischer Sprache war an den Universitäten der Frühen Neuzeit Bestandteil des Würdigungszeremoniells. Zu diesem Genre zählt das Promotionsgedicht Sanctus Severinus Boetius, das 1726 an der Universität Innsbruck entstanden ist. Der anonyme Verfasser beruft sich auf Boethius̕ Hauptwerk Consolatio Philosophiae. Das Gedicht ist eine Quelle frühneuzeitlicher akademischer Festkultur und ein Beleg der Boethius-Rezeption. Simon Wirthensohn vom Ludwig Boltzmann Institute for Neo-Latin Studies übersetzt den Text neu ins Deutsche, gibt eine ausführliche Einführung sowie erläuternde Anmerkungen.
Sanctus Severinus Boetius Ein Innsbrucker Promotionsgedicht aus dem Jahr 1726
Ausgabe mit Einleitung, Übersetzung und Anmerkungen von Simon Wirthensohn
Reihe Paradeigmata Band 33 (Tirolensia Latina Band 11)
122 S., Pb., € 32,00 (D)
ISBN 978-3-7930-9844-7
Die Epistola Fundamentalis von Bartholomaeus Holzhauser ist eine bis dato wenig beachtete Schrift der Gegenreformation. Mit leidenschaftlicher Rhetorik ermutigt der Autor seine Glaubensbrüder zu Mut und Beharrlichkeit. Der Text aus dem Jahr 1644 ist ein wichtiges zeithistorisches Dokument. Michael Dormandy von der Universität Oxford liefert dessen erste kritische Ausgabe, begleitet von der englischen Übersetzung, ausführlichen Kommentaren und einer Einführung.
Bartholomaeus Holzhauser Epistola Fundamentalis A Critical Edition with Introduction, Textual Notes, English Translation and Commentary by Michael Dormandy
Reihe Paradeigmata Band 32 (Tirolensia Latina Band 10)
90 S., Pb., € 32,00 (D)
ISBN 978-3-7930-9842-3
Friedrich Rückert (16.5.1788 – 31.1.1866) galt im 19. Jahrhundert als einer der bedeutendsten Lyriker und Übersetzer islamischer und indischer Literatur. Heute ist er vielen nur mehr aufgrund Gustav Mahlers Vertonungen der Kindertodtenlieder bekannt. Das Buch »Der große Zauberer«will das ändern und bringt den Dichter und sein gesamtes Werk in Erinnerung. Wolfgang Weyers erzählt Rückerts Leben und illustriert dies durch dessen Verse. Damit ist die Biografie zugleich eine umfangreiche Anthologie.
Am 15. März 2016 um 20 Uhr liest Wolfgang Weyers im Andromeda-Saal der Landesbibliothek im Schloss Ehrenburg in Coburg.
Der Rombach Verlag veröffentlicht geisteswissenschaftliche Publikationen in den Disziplinen Kulturwissenschaft, Literaturwissenschaft, Musikwissenschaft, Altertumswissenschaft, Romanistik und Skandinavistik.
Das Programm umfasst Schriftenreihen, Monografien, Dissertationsschriften, Sammel- und Tagungsbände, Jahrbücher sowie die kritische Gesamtausgabe der Werke von Hans Jonas und die gesammelten Schriften Leo Kestenbergs.
Von „Lebens- und Liebesarchitekturen“ bis zur Interpretation von Mozarts Kammermusik bietet unsere akademische Forschungsliteratur in diesem Frühjahr ein breites Spektrum.
Am 2. März 2016 wurde in der Unteren Gerichtslaube in Freiburg der von Sven von Ungern-Sternberg herausgegebene Band »Naturschutz in Baden« vorgestellt, der in der Schriftenreihe des Landesvereins Badische Heimat e.V. erscheint. Der emeritierte Biologieprofessor Günther Reichelt arbeitet in diesem Werk die wechselhafte Geschichte des Naturschutzes in Baden erstmals in dieser Form umfassend auf. Eine Zusammenfassung der Naturschutzarbeit in den Regierungsbezirken Freiburg und Karlsruhe seit den 1980er Jahren bis heute geben die Autoren Jörg-Uwe Meineke, Bernd Jürgen Seitz und Luise Murmann-Kristen. Die Rolle des Landesvereins Badische Heimat auf diesem Gebiet beleuchten Charlotte Piepenbrock und Harald Stahl.
Freiburgs Umwelt-Bürgermeisterin Gerda Stuchlik freute sich über die zahlreichen Besucher und bedankte sich in ihrer Begrüßungsrede für das große Interesse am regionalen Umweltschutz. Sie betonte, dass der Band hochaktuell sei und zeige, dass man sich keineswegs auf den bisherigen, hart erkämpften Erfolgen ausruhen dürfe. Auch Sven von Ungern-Sternberg hieß die Gäste im von ihm als „heimliche deutsche Hauptstadt des Umweltschutzes“ bezeichneten Freiburg herzlich willkommen. Die Vollendung des vorgestellten Buches erfülle seinen Wunsch, das Lebenswerk von Günther Reichelt zu dokumentieren, den er als eine „Hauptfigur“ des badischen Umweltschutzes vorstellte. Reichelt, der als Hauptredner den Band als sein „mit Sicherheit letztes Buch, nach weit über 30“ präsentierte, schilderte die lange Entstehungsgeschichte des Projektes und dankte neben vielen Beteiligten und Unterstützern vor allem Anna Gräfin zu Stolberg für ihre professionelle Lektoratsarbeit. Mit Verweis auf den Untertitel „Geschichte – Probleme – Perspektiven“ betonte er die Vielzahl von Aspekten, die von den Autoren beleuchtet und vertieft wurden. Das Buch habe durchaus einen hohen wissenschaftlichen Anspruch, die fundierten Beiträge seien aber trotzdem sehr verständlich und gut lesbar. Besonders gefreut habe ihn die große Toleranz Ungern-Sternbergs gegenüber seinem Beitrag, der vor einer Kritik an der Politik keineswegs zurückscheut. Auch Bernd Jürgen Seitz, Leiter des Referates „Naturschutz und Landschaftspflege“ im Regierungspräsidium Freiburg, verwies auf die Arbeit Reichelts als „Hauptprogramm“ des Bandes und hob zudem die gute Zusammenarbeit zwischen Umweltverbänden und Initiativen auf Landesebene hervor. Reiner Ehret, der ehemalige Vorsitzende des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg, verglich schließlich die Entstehung des Buches mit einer Schwangerschaft, deren Dauer von fünf Jahren zwar ungewöhnlich sei, die aber gleichwohl „zu einem besonders schönen Kind“ geführt hat.
Professor Günther Reichelt
Von links im Bild: Prof. Günther Reichelt, Dr. Sven von Ungern-Sternberg, Dr. Torang Sinaga (Verlagsleiter Rombach)
Von links im Bild: Prof. Günther Reichelt, Dr. Sven von Ungern-Sternberg, Dr. Torang Sinaga, Dr. Jörg-Uwe Meineke, Bernd Jürgen Seitz, Dr. Anna zu Stolberg
Erstmals wird in dem von Sven von Ungern-Sternberg herausgegebenen Band »Naturschutz in Baden« die wechselhafte Geschichte des Naturschutzes in Baden umfassend dargestellt. Zunächst waren es bürgerliche Vereine, die sich um 1900 den Naturschutz auf ihre Fahnen schrieben. Ab den 1950er Jahren rüttelten private Aktionen wie etwa „Rettet die Wutachschlucht“ das Umweltbewusstsein wach. Seit 1968 entstand eine durch neue Verbände und Initiativen getragene Bewegung, die den Druck auf die Politik verstärkte. Dazu zählen die Proteste gegen eine Autobahn Freiburg–Stuttgart oder das geplante Atomkraftwerk bei Wyhl. Der emeritierteBiologieprofessor Günther Reichelt betont in seinem Beitrag: „Ohne die Mitwirkung der Naturschutzverbände könnten heute die eigentlich staatlichen Aufgaben des Naturschutzes nicht bewältigt werden.“ Einen Überblick der Naturschutzarbeit in den Regierungsbezirken Freiburg und Karlsruhe seit den 1980er Jahren bis heute geben die Autoren Jörg-Uwe Meineke, Bernd Jürgen Seitz und Luise Murmann-Kristen. Die Rolle des Landesvereins Badische Heimat auf diesem Gebiet beleuchten Charlotte Piepenbrock und Harald Stahl.
Sven von Ungern-Sternberg (Hg.)
Naturschutz in Baden
Geschichte – Probleme – Perspektiven
Schriftenreihe der Badischen Heimat, Bd. 8
288 Seiten, zahlreiche Farbabb., Hardcover, Halbleinen
39,80 € (D)
Bei Daniel Defoes Robinson Crusoe und den nachfolgenden Robinsonaden stand das abendländisch-neuzeitliche Subjekt im Fokus der Interpretationen. Die meisten dieser Deutungen haben die Tiere vergessen oder verstehen diese bloß als marginale Figuren. Genau an diesem Versäumnis setzt der Band RobinsonsTiereder Reihe »cultral animal studies« an und führt das in den letzten Jahren zugenommene Forschungsinteresse daran fort. So thematisierte Alex Mackintosh die Verbindung von Kannibalismus und Tierschlachtung. Oder Philip Armstrong weist anhand des Romans nach, wie die Kolonialisierung der Neuen Welt auf entscheidende Weise auf den Import und die Ansiedlung von Tieren angewiesen war. „Folgt man diesen Forschungen, dann sind wie Friday auch die Tiere immerhin schon auf dem Weg »out of margin«“, so Herausgeber Roland Borgards. Diesen Weg setzt die aktuelle Publikation mit einer Auswahl an Texten fort. Diskutiert werden neben Defoes Roman die Adaptionen von Johann Carl Wezel, Joachim Heinrich Campe, Johann David Wyss, Jules Verne, Hugo von Hofmannsthal, Luis Buñuel und J.M. Coetzee.
Roland Borgards, Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Würzburg.
Marc Klesse, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturgeschichte der Universität Würzburg.
Alexander Kling, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn.
Roland Borgards / Marc Klesse / Alexander Kling (Hg.) Robinsons Tiere cultural animal studies, Band 1
334 S., zahlr. Abb., Pb., 46,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9822-5
E-Book: ISBN 978-3-7930-6041-3, 35,99 € (D)
Die feierliche Preisverleihung des Rumi-Preises für Islamische Studien 2015 findet am 10. Februar 2016 im Schloss Münster statt.
Der Islam vertritt als Offenbarungsreligion den Standpunkt der absoluten Einheit Gottes. Wie wird aber theologisch nach diesem Einen gefragt? Worin besteht die Unbedingtheit Gottes in Relation zum Bedingten? Und warum erschafft Gott überhaupt etwas? Die Systematik der genuin islamischen Theologie fordert in diesem Zusammenhang mit dem Glauben zu beginnen. Doch die Frage ist, wie der Glaube verfasst ist und wie seine Inhalte generiert sind. Was tun wir, wenn wir glauben? In welchem Verhältnis stehen der Verstand und der Glaube zueinander? Und vor allem: Wie ist Offenbarung möglich? Der Koran als Offenbarung beansprucht nämlich Wahrheit; eine Wahrheit, die aber ästhetisch vermittelt ist. In welcher Relation stehen indes Wahrheit und Schönheit des Korans zueinander? Offenbarung ist stets Vermittlung; doch wie lassen sich Transzendenz und Existenz zusammendenken? Grundlegend also: Worin besteht der Standpunkt der systematisch-islamischen Theologie? Diesen und weiteren Fragen geht Karimi in dem Buch Hingabe nach. Für diese Publikation erhält er den renommierten Rumi-Preis.
Friedrich Rückert (16.5.1788 – 31.1.1866) galt im 19. Jahrhundert als einer der bedeutendsten Lyriker und Übersetzer islamischer und indischer Literatur. Heute ist er vielen nur mehr aufgrund Gustav Mahlers Vertonungen der Kindertodtenlieder bekannt. Das Buch »Der große Zauberer«will das ändern und bringt den Dichter und sein gesamtes Werk in Erinnerung. Wolfgang Weyers erzählt Rückerts Leben und illustriert dies durch dessen Verse. Damit ist die Biografie zugleich eine umfangreiche Anthologie. Rückert reflektierte alles, was ihn bewegte in Form von Gedichten, worin er seinen Auffassungen zu Fragen der Ethik, der Liebe oder zum Umgang mit dem Tod Ausdruck verlieh. Neben Gustav Mahler vertonten über 800 weitere Komponisten seine Verse. Exemplarische Beispiele dieser Lieder sind auf zwei CDs dem Buch beigefügt.
Der von Attila Csampai und Dietmar Holland herausgegebene »Opernführer« ist jetzt im E-Book erhältlich. Er gilt nach wie vor als das Standardwerk. Mit der praktischen Suchfunktion findet der Leser schnell Opern und Komponisten. Von Monteverdi bis Rihm enthält das Buch 250 der wichtigsten Opern. Jede Oper wird mit Inhalt, Kommentar, Wirkungsgeschichte, Uraufführung, Personal sowie mit den biographischen Porträts der Komponisten erläutert. Zudem sind die wesentlichen Librettisten der gesamten Operngeschichte von Rinuccini bis Enzensberger enthalten. Die mediale Werkvermittlung auf CD und DVD sowie die Diskographie sind auf aktuellem Stand.
Die Herausgeber und ihre Autoren sind renommierte Musikjournalisten, darunter Oswald Beaujean, Leo Karl Gerhartz, Ulrich Schreiber, Wolfgang Schreiber, Karl Schumann, Michael Stegemann.
Hier können Sie eine Leseprobe anfordern oder direkt bestellen:
Der Journalist und Pfarrer Martin Graff erzählt in seinem Buch 16 Weihnachtsgeschichten, die aktuelle gesellschaftspolitische Themen aufgreifen: Flucht, Heimat, Krieg. Gerade an Weihnachten sei auch Kritik erlaubt, damit sich die Menschen nicht in ihrer Behaglichkeit verlieren. Graff berichtet etwa von einem Fußballprofi, der den Pool seiner Luxusvilla mit Champagner füllt, während unweit davon afrikanische Flüchtlinge im Meer ertrinken. Oder von einer Predigt, welche die Gemeinde dazu veranlasst, elternlose Kinder aus Aleppo aufzunehmen. Dass es zwischen Kriegsparteien Frieden geben kann, lässt Graff auf den Schlachtfeldern von Verdun realisieren.
Martin Graff wurde mehrfach mit dem deutsch-französischen Journalistenpreis ausgezeichnet. Weitere Informationen: http://martin-graff.eu/
Geschichte wird von Menschen gemacht und »Baden – Tag für Tag« stellt die Historienmacher vor. Das von der Badischen Heimat herausgegebene Buch wurde am 1. Dezember in Freiburg vorgestellt. Freiburgs Bürgermeister Otto Neideck stellte dabei einige historische Quiz-Fragen: Was passierte am 1.12. vor 99 Jahren? Wann starb der Fürstenmaler Franz Xaver Winterhalter? Wer das nicht genau weiß, sollte die Fakten im praktischen Kalendarium nachschlagen. Das Kompendium sei ein Beitrag zur Erinnerungskultur, so das Fazit des Autors Heinrich Hauß. Sven von Ungern-Sternberg nennt das Buch schließlich ein Must-have für jeden »badischen Redner«. Nach Daten geordnet beschreibt das Buch Ereignisse, Persönlichkeiten und Institutionen badischer Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Das vom Chefredakteur der Badischen Heimat Heinrich Hauß zusammengestellte Kalendarium »Baden – Tag für Tag« ist Kalender und Geschichtsbuch zugleich. Nach Daten geordnet zeigt es Ereignisse, Persönlichkeiten und Institutionen der badischen Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart auf. Es ist in seiner Form ein einmaliges Kompendium badischer Kultur, Wissenschaft und Politik, ein praktisches Nachschlagewerk, das für jeden Freund badischer Geschichte von größtem Interesse und praktischem Nutzen ist.
Die Buchpräsentation findet statt am:
Dienstag, 1. Dezember 2015, 18:30 Uhr, im Unteren Saal der Gerichtslaube des Rathauses
Ausgehend von besonderen Tagen in der Freiburger Geschichte der vergangenen 500 Jahre präsentiert der Band die Beiträge der Vortragsreihe »Auf Jahr und Tag« und macht damit die tiefgreifenden Veränderungen der Vergangenheit Freiburgs deutlich, die noch heute – z.B. an den habsburgischen Herrscherfiguren am Historischen Kaufhaus oder den Stolpersteinen zur Erinnerung an die NS-Opfer – im Stadtbild sichtbar sind. Das Themenspektrum reicht dabei vom Bauernkrieg und der Hexenverfolgung im 16. Jahrhundert über die vorderösterreichische, französische und badische Zeit bis hin zu den beiden Weltkriegen und dem Wiederaufbau der Stadt im 20. Jahrhundert.
Die Herausgeber, die Veranstalter der Vortragsreihe »Auf Jahr und Tag« sowie der Rombach Verlag Freiburg laden Sie herzlich ein zur Buchpräsentation:
am Donnerstag, 10. Dezember 2015, 18.00 Uhr im Parlersaal des Münsterbauvereins (Schoferstr. 4, Freiburg)
Ablauf:
– Begrüßung (Dr. Sven von Ungern-Sternberg)
– Vorstellung des Buches (Dr. R. Johanna Regnath und Dr. Heinrich Schwendemann)
– Grußwort und Buchübergabe (Dr. Torang Sinaga, Rombach Verlag)
– Musikalische Umrahmung (Lukas Noeske, Klassische Gitarre)
Im Anschluss findet ein Stehempfang statt.
Hg. von Christiane Pfanz-Sponagel, R. Johanna Regnath, Heinrich Schwendemann und Hans-Peter Widmann.
220 S., Pb, €26,00, erscheint im November 2015
ISBN 978-3-7930-5134-3
Über zehn Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg ernannte der erste Bundesminister für Verteidigung Theodor Blank (CDU) am 12. November 1955 die ersten Freiwilligen zu Berufs- und Zeitsoldaten der neuen westdeutschen Streitkräfte. Knapp 35 Jahre später trat zum 3. Oktober 1990 die DDR dem Geltungsbereich des Grundgesetzes bei. Der zweite deutsche Staat und mit ihm die Nationale Volksarmee (NVA) existierten fortan nicht mehr. Damit wurde die Bundeswehr zur Armee der Einheit. In den folgenden Jahren wandelte sich die Bundeswehr im Rahmen der NATO von einer Armee zur Landesverteidigung im Kalten Krieg zu einer Armee im Auslandseinsatz.
Das im Rombach Verlag erschienene Buch Die Bundeswehr 1955 bis 2015: Sicherheitspolitik und Streitkräfte in der Demokratie. Analysen, Bilder und Übersichten von Rudolf J. Schlaffer und Marina Sandig (herausgegeben vom ZMSBw) beleuchtet die Geschichte der Bundeswehr.
248 S., geb., zahlreiche Bilder, Grafiken und Informationskästen, €28,00
ISBN 978-3-7930-9836-2
Genussvolle Präsentation des ersten Freiburger Marktkalenders mit Hans-Albert Stechl und Alixe Winter.
Der Freiburger Wochenmarkt rund um das Münster ist das kulinarische Herz der Stadt. Von Äpfeln bis Zanderfilets werden alle Gaumenfreuden an den 150 Ständen angeboten. Jetzt verströmt erstmals ein Jahreskalender die Markt-Atmosphäre auch zu Hause. 12 Portraits von Urgesteinen und Marktszenen werden monatlich mit einem saisonalen Gericht von Hans-Albert Stechl und einer Weinempfehlung der Alten Wache ergänzt.
Mit sechs Gerichten und den dazu passenden Weinen wird der Marktkalender am Freitag, 13. November 2015, 19 Uhr bis 22 Uhr, in der Alten Wache, Münsterplatz 38, vorgestellt.
39 Euro pro Person
Anmeldung ist erforderlich unter Tel. 0761 20287-0 oder service@alte-wache.com.
Autor Professor Herbert Zeman im Gespräch mit „Kurier“-Kulturchef Gert Korentschnig.
Der Österreicher Wilhelm Scherer (1841–1886) ist der bedeutendste und wirksamste Sprach- und Literaturwissenschaftler seiner Zeit und weit darüber hinaus. Er gilt als Reformator der germanistischen Studien. Als Ordentlicher Professor an den Universitäten Wien, Straßburg und Berlin beeinflusste Scherer den Universitätsbetrieb seines Faches nachhaltig. Die Einteilung der deutschen Sprachgeschichte in Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Frühneuhochdeutsch und Neuhochdeutsch geht auf ihn zurück. Berühmt wurde und blieb er bis ins 20. Jahrhundert auch durch seine Essays (Feuilletons) und die weitverbreitete »Geschichte der Deutschen Literatur«.
Herbert Zeman, Ordinarius für neuere Deutsche und Österreichische Literatur an der Universität Wien (emeritiert 2008), hat eine Monografie über Wilhelm Scherer vorgelegt.
Der Freiburger Münsterbauverein bewahrt »verborgene Schätze«, die bisher nie vollständig gezeigt wurden. Erstmalig werden sie jetzt zum 125-jährigen Vereinsjubiläum in einem Buch präsentiert: die vom Münster ausgebauten steinernen Originale, die große Gipsabguss-Sammlung von Architekturteilen und Figuren, umfangreiche Sammlungen von Plänen und Fotografien sowie eine Gemälde- und Grafiksammlung, die sich teilweise als Dauerleihgabe im Freiburger Augustinermuseum befindet.
Der Freiburger Münsterbauverein und der Rombach Verlag laden Sie herzlich zur Buchpräsentation von »Verborgene Schätze. Die Sammlungen des Münsterbauvereins« ein:
am Dienstag, den 27. Oktober, um 19 Uhr Skulpturenhalle im Augustinermuseum
Der Eintritt ist frei.
Münsterbaumeisterin Yvonne Faller wird das Buch vorstellen.
184 Seiten, zahlr. Farbabb., Klappenbroschur, €24,90
ISBN 978-3-7930-5131-2
Für seine jüngst im Rombach Verlag publizierte wissenschaftliche Arbeit Uneindeutige Grenzen und die Idee der Ordnung. Der Grenzlanddiskurs an der Universität Freiburg im Zeitalter der beiden Weltkriege erhält der Historiker Mario Seiler den Ralf-Dahrendorf-Preis, der am 21. Oktober im Rahmen der Eröffnung des Akademischen Jahres verliehen wird.
In seiner Doktorarbeit untersucht Seiler die Entwicklung eines weit gefächerten Wissenschaftsdiskurses über Grenzen und Grenzräume an der Universität Freiburg im Zeitraum der beiden Weltkriege. Im Sommer 1940 verbanden Freiburger Wissenschaftler mit der bevorstehenden Wiederangliederung Elsass-Lothringens an das Deutsche Reich die feste Überzeugung, dem in umstrittenen Grenzraum im Südwesten mittels scheinbar objektiver wissenschaftlicher Erkenntnisse künftig eine neue Ordnung zu geben. Dabei glaubten sie, die nationalsozialistische Neuordnungs- und Bevölkerungspolitik in Elsass und Lothringen wissenschaftlich begleiten oder gar steuern zu können. Die Historisierung dieses ›Grenzlanddiskurses‹ wirft dabei nicht nur ein Licht auf bisherige Blindstellen in der Geschichte der Freiburger Hochschule.
Mario Seiler, geb. 1979, hat Geschichte, Germanistik, Anglistik und Klassische Philologie in Freiburg, Basel, Tübingen und Tours studiert, wurde 2014 promoviert und ist heute als Gymnasiallehrer sowie in der Lehrerausbildung tätig.
Ingeborg Hecht, geboren 1921, war Zeitzeugin der Judenverfolgung im Dritten Reich. Bis zu ihrem Tod 2011 setzte sich gegen Fremdenhass, Rassismus und das Vergessen der NS-Verbrechen ein. Mit dem Buch »Rückblick und Einblick Ingeborg Hecht – ihre Freundschaften – ihr Leben« soll nun „die Erinnerung an diese außergewöhnliche Frau wachgehalten werden“, so die Intention von Monika Rappenecker. In dem Band kommen Menschen zu Wort, die Ingeborg Hecht begleitet haben: Inge Hutton, Gerhard Wundermacher, Dorothee Chandrasekhar, Irmhild Wagner-Reichel, Ralph Giordano, Udo Löhr, Thomas Held, Beate Meyer sowie Paul Oerstreicher.
1943 floh Ingeborg Hecht aus dem Hamburger Bombeninferno in den Breisgau. Aufgrund einer schweren Traumatisierung hat sie jahrzehntelang ihre Wohnung in Freiburg nie verlassen. Erst durch das Aufschreiben ihrer Erlebnisse bezwang sie die Phobie.
Ablauf:
– Begrüßung (Monika Rappenecker)
– Buchvorstellung »Rückblick und Einblick« (Monika Rappenecker mit Sabine Frigge)
– Vortrag Prof. Dr. Wolfram Wette: »Die Vergangenheit um der Zukunft willen kennen« (Ingeborg Hecht) – Perspektiven für eine Erinnerungskultur
Monika Rappenecker war von 1992 bis 2015 Studienleiterin an der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg für den Schwerpunkt Christlich-Jüdischer Dialog und Erinnerungsarbeit. Sie lernte Ingeborg Hecht Anfang 1998 kennen, begleitete sie auf ihren Reisen, hatte Kontakt zu zahlreichen ihrer Freunde. Sabine Frigge, Ghostwriterin, spezialisiert auf Biografien sowie Firmengeschichten.
1,2 Millionen Kinder und Jugendliche wurden zwischen 1949 und 1975 in deutschen Kinderheimen Opfer von Gewalt. Clemens Maria Heymkind ist einer von ihnen. Jetzt, im Alter von 50 Jahren, hat er den Mut, seine Erlebnisse öffentlich zu machen. Unter Pseudonym schreibt er gegen das Vergessen von Leid an, klärt über die Demütigungen in einem katholischen Heim sowie das Wegschauen von Behörden auf. Seine berührenden Schilderungen machen deutlich, wie ungerechte Erziehungsmethoden und Gewalt eine Seele verletzen können. Für viele Betroffene ist eine Vergangenheitsbewältigung nur schwer möglich. Clemens Maria Heymkind ist der Schritt in ein besseres Leben gelungen. Die Aufnahme in das Pestalozzi-Kinderdorf und die Waldorfschule Wahlwies waren dafür der Anfang: »Die Lebenshaltung der Anthroposophen bescherte mir die erste dauerhafte positive Erfahrung meines Lebens.«
Veranstaltungsinfo:
Am: Samstag, 21. November 2015, 20 Uhr Im: Musiksaal der Freien Waldorfschule St. Georgen, Bergiselstraße 11, 79111 Freiburg Mit: Clemens Maria Heymkind Sabine Frigge, Herausgeberin »Rombach Biografien« Natascha Schopp, musikalische Umrahmung (Klavier/Gesang)
Deutlich und deswegen kunstlos? Nein, konstatiert Davide Giuriato in seiner kürzlich erschienenen Monographie »›klar und deutlich‹. Ästhetik des Kunstlosen im 18./19. Jahrhundert«. Der Germanist rekonstruiert die Grundlagen einer Ästhetik der Deutlichkeit. Am Beispiel der Schriften Georg Büchners und Adalbert Stifter etabliert er sie als eines der Paradigmen moderner Literatur.
Klarheit und Deutlichkeit wurden bisher auf ihre logische Seite reduziert. Dunkelheit hingegen gilt als Merkmal moderner Kunst. Giuriato stellt beides anhand naturwissenschaftlich inspirierter Autoren in Frage. Die Irritation, die von deren Werken ausgeht, liegt gerade an ihrer übermäßig klaren Wirkung. Denn eine detaillierte Darstellung produziere wiederum unerwartete Rätsel.
Davide Giuriato »klar und deutlich« Ästhetik des Kunstlosen im 18./19. Jahrhundert
Reihe Litterae Band 211
404 S., geb. 15,4 x 22,8 cm
58,00 € (D)
ISBN 978-3-7930-9797-6
Samstag, 3.10.2015 Literaturhaus Berlin, Kaminzimmer Fasanenstr. 23, 10719 Berlin 19 Uhr Eintritt: 5 Euro
Die Geschichte der Schöpfung vom „Urknall“ bis in die Gegenwart wird in Versform von Wolfgang Weyers vorgetragen. Der Rhythmus der Strophen reflektiert die Ordnung, Dynamik und Vielfalt in der Schöpfung. Igor Kamenz begleitet die Lesung musikalisch am Klavier. Details zum Buch.
Igor Kamenz, (c) Mat Hennek Wolfgang Weyers
Wolfgang Weyers ist Dermatopathologe und Dozent für Dermatologie in Freiburg. Neben wissenschaftlichen Publikationen und mehreren Büchern zur Medizingeschichte, die in englischer Sprache erschienen sind, hat er bei Rombach das Fabel-Epos für Kinder und Erwachsene, »Der Auszug der Lamuca« (2009), sowie eine Biografie des Dichters Friedrich Rückert »Der große Zauberer« (2014) publiziert.
Igor Kamenz, geboren in Chabarowsk, dirigierte schon mit sieben Jahren die Nowosibirsker Philharmoniker und als Neunjähriger das Bolschoi-Orchester in Moskau. Nach seiner Ausreise nach Deutschland im Jahre 1978 war er Schüler von Sergiu Celibidache und Vitaly Margulis. Kein anderer Pianist gewann mehr erste Preise bei internationalen Wettbewerben als Igor Kamenz. http://igorkamenz.com/
Missbrauch im katholischen Kinderheim – Bericht eines Betroffenen Clemens Maria Heymkind wurde seelisch gequält, sexuell missbraucht und körperlich misshandelt. Unter Pseudonym schreibt sich der 50-Jährige die schmerzhaften Erlebnisse in einem katholischen Kinderheim von der Seele. »Verloren im Niemandsland« ist der Bericht eines Betroffenen, der auf Leid und Missstände aufmerksam macht und Aufklärung fordert. Geschätzte 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche wurden in deutschen Heimen zwischen 1949 und 1975 Opfer von Gewalt. Auszüge der Jugendamtsakte des Autors geben „Einblicke in die Blindheit eines Fürsorge- und Hilfssystems für das tatsächliche Schicksal der Mündel“, so Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Ulm, im Vorwort. Die autobiografische Erzählung macht deutlich, wie schwierig es für die Betroffenen ist, ihre Vergangenheit zu bewältigen. Letztlich gelingt dem Autor der Schritt aus dem Grauen, hinein in ein besseres Leben.
Clemens Maria Heymkind wurde 1965 im Allgäu geboren. Im Kinderheim lebte er acht Jahre. Das am Ende des Buches beschriebene Kinderdorf verließ er im Alter von 19 Jahren als ausgebildeter Möbelschreiner. Später holte er über den zweiten Bildungsweg die mittlere Reife sowie die Fachhochschulreife nach. Er machte eine Ausbildung zum Versicherungsfachmann, absolvierte anschließend ein Studium zum Diplom Finanzwirt (FH) und arbeitet heute erfolgreich im Bereich Steuerberatung in Südbaden. Clemens Maria Heymkind ist Vater von zwei erwachsenen Kindern
Der Autor steht für Interviews und Veranstaltungen zur Verfügung. Weitere Informationen: www.heymkind.de
Clemens Maria Heymkind Verloren im Niemandsland Autobiografische Erzählung eines Heimkindes
Rombach Biografien Band 14
228 S., Pb.
€ 16,00 (D)
ISBN 978-3-7930-5127-5
„Das Buch ist sehr gut: Kompetent und sachlich neu“, so das Fazit von Professor Gerd Krumeich, der den Band vorstellte. Der Historiker gilt als einer der renommiertesten internationalen Experten des Ersten Weltkrieges. Die Wiederentdeckung der Geschichte vor Ort sei für die Forschung enorm wichtig und in keiner anderen Region wurde der Krieg so hautnah erlebt wie hier. Das bewegt und interessiert nicht nur Historiker, was sich auch an der Besucherzahl zeigte: Der Innenhof des Museums für Stadtgeschichte am Münsterplatz in Freiburg war bis auf den letzten Platz besetzt.
Das von Robert Neisen und Markus Eisen herausgegebene Buch veranschaulicht in acht Beiträgen die Auswirkungen des Krieges auf den Alltag der Menschen. Die Front verlief im Elsass, darunter hatte nicht nur die Region selbst, sondern auch die Grenzstädte Lörrach und Basel stark zu leiden. Freiburg wurde Ziel von Bombenangriffen, dass aus der Luft auf Zivilisten geschossen wurde, war neu und schockierend.
Die weiteren Beiträge zu Kriegsliedern und -gedichten, Tagebüchern und Feldpostbriefen, die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges an der Freiburger Uni sowie die Untersuchung über die Einbeziehung der Wissenschaftler in die Kriegsanstrengungen nannte Krumeich ebenfalls beispiellos.
Herausgeber und Autoren.
Vordere von links: Prof. Gerd Krumeich, Dr. Robert Neisen, Markus Eisen, Aibe Marlene Gerdes. Hintere Reihe von links: Andreas Lehmann, Dr. Torang Sinaga, Robert Labhardt, Michael Fischer, Arndt Schreiber, Jan Merk.
Das Hören hat eine erkenntnistheoretische Dimension. Das belegt Anne Holzmüller in ihrer Dissertation »Lyrik als Klangkunst«. Gedicht- und Liedanalyse konsequent vom Klanglichen her zu denken, ist ein Novum in der Forschung.Das Potential sprachklanglicher Analysen führt sie am Beispiel von Goethes Nachtliedern und ihren Vertonungen vor. Mit dieser Arbeit liefert Anne Holzmüller eine Anleitung zum aufmerksamen, sensiblen und wissenden Hören von Gedichten.
Anne Holzmüller studierte Schulmusik und Germanistik in Freiburg und Krakau. Seit 2012 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Musikwissenschaftlichen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Die vorliegende Studie wurde 2014 mit dem Gerhart-Baumann-Preis für interdisziplinäre Literaturwissenschaft ausgezeichnet.
Anne Holzmüller Lyrik als Klangkunst Klanggestalten in Goehtes Nachtliedern und ihren Vertonungen von Reichardt bis Wolf Reihe litterae, Band 212
467 S., € 58,00 (D)
ISBN 978-3-7930-9806-5
Rombach Verlag 2015
Der Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg lädt herzlich ein zur Buchvorstellung:
Am: 16. Juli, um 19 Uhr
Im: Museum für Stadtgeschichte im Innenhof, Münsterplatz, Freiburg
Einführung in den Sammelband: Prof. em. Dr. Gerd Krumeich, Historiker und einer der renommiertesten internationalen Experten des Ersten Weltkrieges
Begrüßung: Peter Kalchthaler (Museum für Stadtgeschichte), Dr. Robert Neisen (Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg e.V.), Dr. Torang Sinaga (Rombach Verlag)
Der Erste Weltkrieg veränderte die Oberrheinregion tiefgreifend. Bereits in den ersten Wochen des Krieges wurde sie Aufmarschgebiet und Schauplatz von Grenzgefechten. Durch die nahe Vogesenfront war die Region als unmittelbares Hinterland der Front stärker vom Kriegsgeschehen betroffen als das deutsche Binnenland. Zugleich zerschnitt der Erste Weltkrieg den bis dahin kulturell und wirtschaftlich eng verflochtenen Oberrheinraum und führte zu nationalstaatlichen Grenzziehungen, unter deren Folgen seine Bewohner noch heute zu leiden haben.
In acht Beiträgen beleuchten die Autoren die Konfrontation der Hauptgegner Deutschland und Frankreich am Oberrhein und ihre massiven Auswirkungen auf Südbaden, das Elsass und die Grenzstadt Basel. Anhand populärer Zeitdokumente wie Kriegslieder oder Kriegstagebücher werden in diesem auch Alltag und Erleben der „kleinen Leute“ hinter der Front dargestellt.
Das Buch erscheint im Rombach Verlag und ist ab dem 17. Juli im Handel.
Robert Neisen / Markus Eisen (Hg.) Der Erste Weltkrieg am Oberrhein 206 S., 26 s/w-Abb., Pb. 15,0 x 22,4 cm, € 19,90 (D)
ISBN 978-3-7930-9812-6
»Lyrik nervt.« Mit diesem Buchtitel hat Hans Magnus Enzensberger vielen Schülern aus der Seele gesprochen. Aber gerade die Lyrik hat eine besondere Bedeutung für das Lesenlernen. Keine literarische Ausdrucksform ist so sehr auf das Aussetzen der Verständnisroutine angelegt wie die Lyrik. Sie blockiert über die Art wie sie mit Sprache umgeht ein schnelles, ungehindertes Lesen und zwingt zum Innehalten. Vor diesem Hintergrund gehen in dem von Anja Pompe herausgegebenen Band »Kind und Gedicht« renommierte Wissenschaftler der Wirksamkeit von Lyrik für das Lesenlernen in philosophischen, pädagogischen, psychologischen, musik- und literaturwissenschaftlichen sowie fachdidaktischen Reflexionen nach.
Herausgeberin:Anja Pompe ist Literaturdidaktikerin und wissenschaftliche Assistentin an der Universität Rostock. Die Autoren: Georg W. Bertram, Heinrich Bosse, Hans-Heino Ewers, Hans Ulrich Gumbrecht, Arthur M. Jacobs, Annette Kinder, Hermann Korte, Alexander Košenina, Annegret Lösener, Hans Lösener, Thomas Möbius, Jakob Ossner, Anja Pompe, Ernst Pöppel, Kaspar H. Spinner, Michael Steinmetz, Jörg Zirfas, Gesa zur Nieden
Herbert Zeman wurde im 1940 in Breitenwaida, Niederösterreich geboren. Er war Ordinarius für neuere deutsche und österreichische Literatur an der Universität Wien und hat an Universitäten in Bonn, Erlangen, Kairo, Rom, Cordoba und der Stanford University in Kalifornien gelehrt. Er zählt zu den renommiertesten Germanisten Österreichs und verfasste zahlreiche Publikationen. Zuletzt sind im Rombach Verlag erscheinen:
Die Rüstungsbeschaffung in Europa und den USA hat sich durch die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen und die technologischen Entwicklungen in den letzten Jahrzenten stark verändert. Um diesen Wandel besser beurteilen zu können, lohnt sich ein Blick zurück in die nähere Vergangenheit des Kalten Krieges. Dabei drängen sich verschiedene Fragen auf: Welche Bedeutung misst der Staat der Produktion von Waffen zu? Wie organisiert er die Beschaffung von Material für die Streitkräfte? Welchen Einfluss nehmen die Entscheidungsträger aus Politik, Militär, Wirtschaft und Wissenschaft im Rahmen der Rüstungsgüterproduktion auf die allgemeinen politischen Prozesse des Staates? Diesen Fragen geht der von Dieter H. Kollmer herausgegebene Forschungsband »Militärisch-Industrieller Komplex?« auf den Grund.
Ausgewiesene Experten aus sieben Nationen analysieren darin erstmalig im deutschen Sprachraum die unterschiedlichen Formen der Rüstungsgüterbeschaffung durch die staatlichen Akteure während des Ost-West-Konfliktes. Ein Ergebnis der Untersuchung ist u.a. die Konzeption des „Rüstungsinterventionismus“ als ein Gegenentwurf zum „Militärisch-industriellen Komplex“: Der „Rüstungsinterventionismus“ wird in mehreren europäischen Staaten praktiziert und basiert in ordnungspolitischer Hinsicht auf dem Ausschreibungsverfahren.
Zu dem Buch fand 27. Mai ein Podiumsgespräch im Bundespresseamt statt. Neben dem Herausgeber Dr. Dieter Kollmer nahmen Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Industrie teil.
Rüstung in Europa und Nordamerika nach dem Zweiten Weltkrieg
Mit Beiträgen von Bastian Giegerich, Torsten Diedrich, Holger H. Herwig, John Louth, Søren Nørby, Erwin A. Schmidl, Florian Seiller, Niklas Stenlås, Matthias Uhl, Christoph Wyniger
Herausgeber: Dieter H. Kollmer ist Offizier, Historiker und Fachprojektleiter „Geschichte der Bundeswehr“ am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) sowie Lehrbeauftragter an der Universität Potsdam.
Beiträger: Bastian Giegerich, Torsten Diedrich, Holger H. Herwig, John Louth, Søren Nørby, Erwin A. Schmidl, Florian Seiller, Niklas Stenlås, Matthias Uhl, Christoph Wyniger
Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen zum Buch.
Münsterbaumeisterin Yvonne Faller präsentierte das Buch »125 Betrachtungen. 125 Jahre Münsterbauverein« im vollbesetzen Parler Saal des Vereins. Das Buch ist keine Festschrift im üblichen Sinne, sondern dokumentiert die Sanierungsarbeiten und die Menschen, die das Bauwerk bewahren anhand von Fotos und erläuternden Texten. Aus über 50 000 Archivfotos haben die Autorinnen die Highlights ausgesucht: Blick in die Spitze des Turmhelms, ein Steinmetz Aug in Aug mit wildem Wasserspeier, Werkleute in der Hahnenturmspitze, Akrobat auf dem Posaunenengel oder die Schutzmantelmaria in einer Aufnahme von 1912.
Der gemeinnützige Münsterbauverein wurde auf Initiative des Oberbürgermeisters Dr. Otto Winter 1890 ins Leben gerufen und dient dem Erhalt des Bauwerkes. Für den Vorstandssprecher der Volksbank Freiburg Uwe Barth ist das Münster regionale Kultur und Identität zugleich. Die Genossenschaftsbank unterstützt den Münsterbauverein. Für weitere Förderer warb Vereinsvorstand Sven von Ungern-Sternberg.
Die Autorinnen von links im Bild: Stephanie Zumbrink, Andrea Hess, Heike Mittmann, Yvonne Faller
von links im Bild: Dr. Torang Sinaga (Verlagsleiter Rombach), Uwe Barth (Vorstandssprecher Volksbank Freiburg)
Die Autorinnen von links im Bild: Stephanie Zumbrink, Andrea Hess, Heike Mittmann, Yvonne Faller
Der Landesverein Badische Heimat und die Unternehmensgruppe BGV / Badische Versicherungen luden am 11. Mai zur Buchvorstellung »Karlsruhe – aufgefächert« ein. Rund 260 Gäste folgten der Einladung in den Lichthof der BGV. Zum 300-jährigen Stadt-Jubiläum nimmt die Badische Heimat mit dem Band »Karlsruhe – aufgefächert« die Kulturszene in den Fokus. In dem Buch, das im Rombach Verlag erscheint, werden von der Akademie der Bildendenden Künste bis zum Zentrum für Kunst- und Medientechnologie die zahlreichen staatlichen und städtischen Kultureinrichtungen vorgestellt.
Der Landesverein Badische Heimat und die Unternehmensgruppe BGV eint die regionale Verbundenheit. „Die Buchpräsentation ist ein willkommener Anlass, rechtzeitig vor dem Start der offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten einen Teil zum 300. Stadtgeburtstag beizutragen“, so Heinz Ohnmacht, Vorstandsvorsitzender des BGV. Für Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup ist das Buch ein nachhaltiges Geschenk. Er dankte der Ortsgruppe Karlsruhe der Badischen Heimat, die sich aktiv in die Diskussionen um die Stadtentwicklung einbringt. Für Autor und Herausgeber Heinrich Hauß bündelt sich in der Kultur die Attraktivität einer Stadt. Diese urbane Kultur werde von den Bürgern gelebt. „Zusammengehalten wird dieser »Kulturfächer« von dem, was die Einrichtungen erst möglich macht, nämlich der zukünftigen Stadtpolitik, der Technologie Region, der Wirtschaft und den Bürgervereinen“, so Hauß weiter. Deshalb runden Beiträge zum Wirtschaftsstandort Karlsruhe den Band ab und bilden die Brücke zwischen Ökonomie und Kultur.
Im Bild von links: Heinrich Hauß (Autor), Dr. Sven von Ungern-Sternberg (Präsident des Landesvereins Badische Heimat), Dr. Frank Mentrup (Oberbürgermeister Stadt Karlsruhe), Heinz Ohnmacht (Vorstandsvorsitzender BGV), Dr. Torang Sinaga (Verlagsleiter Rombach Verlag)
von links im Bild: Prof. Oliver Jahraus, Generalkonsul Dr. Helmut Koller, Gudrun
Koller, Prof. Herbert Zeman
Das Österreichische Generalkonsulat präsentierte einem begeisterten Publikum den neuen Band »Österreichische Literaturgeschichte« mit dem Wiener Professor und Herausgeber Herbert Zeman am 29.4. in München. Die Auseinandersetzung mit der Literatur Österreichs in Deutschland versteht Generalkonsul Dr. Helmut Koller als einen kulturpolitischen Auftrag. Das 864 Seiten starke Buch ist im Rombach Verlag erschienen und gibt einen einmaligen Überblick der literarischen Erscheinungsformen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Der Anteil der Literatur Österreichs am gesamten deutschsprachigen Raum ist enorm. Im Gespräch zwischen Germanist Professor Oliver Jahraus und dem Herausgeber wurde deutlich, dass es im Kulturbereich keine Grenzziehung zwischen den Staatsgebieten gibt. Der künstlerisch-geistige Austausch war immer eng, und was durch die politischen Vorgänge durch des 20. Jahrhunderts oft schmerzlich geteilt wurde, sollte, laut Jahraus und Zemann kulturell in Sinne eines gemeinsamen Europas wieder zusammenfinden. Vieles davon war etwa in der Goethezeit schon verwirklicht. Für die modernen Bestrebungen kann daher die Literaturgeschichte eine wichtige Basis sein. Die Veranstaltung im Konsulat stand ganz in diesem Zeichen.
Herbert Zeman (Hg.) Literaturgeschichte Österreichs von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart
unter Mitwirkung von Leopold Auer, Martina Backes, Werner M. Bauer, Dieter Breuer, Hans-Edwin Friedrich, Wynfrid Kriegleder, Erich Trunz und Alois Wolf
2., überarbeitete und aktualisierte Auflage
864 S., geb., 15,4 x 22,8 cm
€ 100,80 (A), € 98,00 (D)
ISBN 978-3-7930-9734-1 Rombach Verlag
Die Studien im neuen Sammelband »Bahnbrüche: Gustav Mahler« verfolgen unter verschiedenen Perspektiven die Fragen nach der Modernität Gustav Mahlers. Seine Musik steht wie keine andere für den Aufbruch in die Moderne. Bei ihm verbinden sich Tradition und Avantgarde, überkommenes Formbewusstsein und experimentelle Strukturwagnisse, Frühromantik und modernes Ich. Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts sorgte er für Irritationen. Erst allmählich setzte sich die Einsicht in den produktiven, experimentellen und zukunftsweisenden Charakter dieser Kompositionsweise durch.
Herausgeber: Christian Berger, Professor für Musikwissenschaft und Direktor des Musikwissenschaftlichen Seminars der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.
Günter Schnitzler, Professor für Neuere deutsche Literatur und Musik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.
Beiträger:Carolin Abeln, Peter Andraschke, Rainer Bayreuther, Christian Berger, Elmar Budde, Wolfried Gruhn, Stefan Häussler, Hanns-Werner Heister, Gerd Indorf, Janina Klassen, Hartmut Krones, Gösta Neuweirth, Günter Schnitzler, Michael Schwalb
Das Buch »Landschaften, Menschen und 33 Häuser« von Jochen Ludwig ist ein Roadmovie durch Südbaden mit dem Ziel Eigenheim und vielen Geschichten von unterwegs.
Haus mit Garten – davon träumt jeder. Jochen und Corinna Ludwig waren lange eine Ausnahme. Die beiden lebten zufrieden in ihrer Freiburger Drei-Zimmer-Wohnung – bis zur Rente. Dann wollten sie nochmal ganz neu anfangen und machten sich auf die Suche nach dem Traumhaus. 33 Besichtigungen und ein Jahr später hatten sie den Kaufvertrag in der Tasche und eine Immobilie in Titisee-Neustadt.
Der Autor erzählt,
wie er und seine Frau von einem Besichtigungstermin zum nächsten fuhren,
getrieben von Neugier und Lust auf Veränderung. Ihr Weg führte sie in die Ortenau,
in den Hotzenwald und ins Markgräflerland und von einer Hoffnung
zur nächsten Enttäuschung.
Und trotzdem, jede Fahrt hat sich für sie gelohnt. Denn sie entdeckten unbekannte Landschaften und lernten interessante Menschen kennen: Da gab es den in Afrika lebenden Sohn, der nachHause zurückgekommen war, um seinen kranken Vater zu pflegen. Das hochbetagte Brüderpaar, das voller Zukunftspläne steckte. Die Tochter, die sich nur schwer vom Elternhaus trennen konnte. Und schließlich einen Makler, der eigentlich Opernsänger war.
Jochen Ludwig, geb. 1946, war von 1985 bis 2011 Direktor des Museums für Neue Kunst in Freiburg.
Jochen Ludwig Landschaften, Menschen und 33 Häuser Unterwegs zum eigenen Heim 216 S., zahl. s/w-Abb., Pb., 19,80 € ISBN 978-3-7930-5195-4 Rombach Verlag 2020
Jochen Ludwig: Lanschaften, Menschen und 33 Häuser. Unterwegs zum eigenen Heim.
Reportagen über besondere Menschen aus dem Schwarzwald
Die Journalistin Gabriele Hennicke hat einen Spürsinn für Menschen mit außergewöhnlichen Biografien. In ihrem neuen Buch »Echte Schwarzwälder« erzählt sie in 25 spannenden, reich bebilderten Reportagen von Frauen und Männern, die ihre Leidenschaft zum Beruf machen, ihre Träume verwirklichen und die besonderen Lebensbedingungen im Schwarzwald kreativ nutzen.
Da gibt es den Holzbildhauer, der Masken für jahrhundertealte und neu gegründete Fastnachtszünfte entwickelt und herstellt. Atomkraftgegner, die es von der Bürgerbewegung zum Ökostromanbieter schafften. Einen Betriebswirt, der Misohersteller wird. Eine Agrarbiologin, die ein Tee-Unternehmen aufbaut. Die junge Bäuerin, für die der Erhalt einer Nutztierrasse wichtiger ist als eine hohe Milchleistung. Der Ranger, der sein Leben der Wutachschlucht verschreibt. Eine Chemietechnikerin, die ihren Garten zum Geschäftsfeld macht. Den Schäfer, der seinen Beruf nur aus Idealismus und seiner Freude an der Natur und den Tieren ausübt. Ein junges Paar, dem auf seiner Weltreise klar wird, »dass wir unsere Kultur eingetauscht haben gegen eine globalisierte, wenig individuelle Lebensform, bei der alles immer effektiver, schneller, höher, weiter sein muss«. Mit einfachsten Mitteln hingegen wird ein Hirtenjunge zum Olympiasieger und ein junger Mann auf der Suche nach seiner Bestimmung zum Käsekuchenkönig.